Kaffee- und Theehäuser, Ausschank von Chocolade. 649

Karl II. im Jahre 1675 die Kaffeehäuser als revolutionäre In­stitute polizeilich schließen. Im Jahr 1671 entstand das erste Kaffeehaus in Marseille, 1672 durch einen Armenier das erste in Paris. Es kostete damals das Pfd. Kaffee 140 Frcs. und die Tasse 2 Ssus 5 Deniers. Jetzt bestehen daselbst 2850 Kaffeehäu­ser. Im Jahr 1683 erhielt Wien sein erstes Kaffeehaus. Es war in demselben Jahre, dem Jahre der Türken und des tapferen Sobieski. Keiner von seinen polnischen Soldaten hatte sich mehr ausgezeichnet, als der brave Kulcicky. Er allein hatte einen gan­zen Haufen Muselmänner in die Flucht geschlagen, er ganz allein be­mächtigte sich eines ihrer Zelte nnd fand darin ein Paar Säcke voll Kaffeebohnen, welche die Söhne des Propheten zurückgelas­sen hatten. Als nach gewonnener Schlacht und glücklicher Entsetzung Wien's der Kaiser den Polen aufforderte, sich eine Belohnung auszu- bitten, da war Alles, was der bescheidene Held verlangte, die Erlaub­niß, seinen erbeuteten Kaffee in Wien verkaufen zu dürfen. Aber Bescheidenheit trägt zuweilen gute Früchte. Der Besieger der Tür­ken ward Kaffeewirth und Millionär. Obendrein aber beschloß die Municipalität der dankbaren Hauptstadt, daß die Büste des glor­reichen Soldaten, der ihnen die Freiheit und den Kaffee gegeben, alle Kaffeehäuser schmücken solle, welche fortan eröffnet wurden. Das Oute Luleiekv" besteht heute noch; es ist das Rendezvous aller Polen, die sich in Wien aufhalten. Später erhielt ein anderes Kaffeehaus große Celebrität, von welchem derBazar" Nr. 36, S. 308 erzählt und das man dassilberne" nannte; denn aus silbernen Tassen schlürfte man den Kaffee, sogar an einen silbernen Haken hing man seinen Hut. Das war eine Pracht; und nun erst diese auserlesene Gesellschaft, welche sich hier meist nach der Mittags­mahlzeit traf! Längs der Wand saßen all' die berühmten Männer und angehenden Berühmtheiten, kritisirten, debattirten und tranken ihren Kaffee; da stoben und flogen die Geistesfunken und Witzesworte wie Raketen!

1686 hatten Regensburg und Nürnberg, 1687 Hamburg, 1712 Stuttgart, 1713 Augsburg ihre ersten Kaffeehäuser. Mit diesem Getränk aus dem entfernten Osten vereinigte sich nun zu derselben Zeit eine Sitte, die man aus dem entfernten Westen hergeholt hatte, aus Amerika, nämlich von den Indianern, das Tabackrauchen, und seidem wurde es der Brauch, zu einer Tasse Kaffee auch zugleich zu rauchen.

DasBuch der Erfindungen rc." bringt uns zwei hübsche Bil­der, einKaffeeschank in der Wüste", undIm großen Kaffee" zu Boghor auf Java. Ein drittes Bildchen stellt uns (S. 85, V.) das Innere einer japanesischen Theeschenke" vor, in denen wir die Gäste vonFrauenspersonen" bedient sehen. Auch auf der Pariser Ausstellung figurirten chinesische Frauenspersonen als Thee­verkäuferinnen. Oeffentliche Theeschenken sind bei uns nicht be-