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Schriftgießen.

Lehrzeit von solcher Dauer einlassen,-die erfordert wird, um in die­sem Geschäfte etwas Tüchtiges leisten zu können. Dafür aber findet eine Beihülfe von Frauenspersonen imFertigmachen der Lettern" ihre geeignete Anwendung. Dieselbe besteht nämlich im Wegschaffen einiger, zur Letter nicht gehöriger und ihre Verwendung verhindern­der Theile, deren nicht wohl vermeidliches Vorhandensein mehrere Ur­sachen hat, und wie folgt erörtert ist:

Der Gießzapfen (Anguß, Abbruch) entsteht durch das Festwer­den jenes Metalls, das sich beim Gießen in der Eingußöffnung des Instruments befunden hatte. Zufolge der eigenthümlichen Beschaffen­heit dieses Instrumentes läßt er sich von der Letter sehr leicht tren­nen oder wegbrechen, weil diese Verbindungsstelle absichtlich immer nur schwach ist. Bei den gewöhnlichen Typen geschieht das Abbre­chen unmittelbar mit der Hand. Aber auch bei den stärksten wegen des Grades von Sprödigkeit, den das Schriftmetall besitzt, so schnell und anstandslos, daß es nur eine, wenn schon unentbehrliche Neben­arbeit erscheint. Die Gießzapfen starker Lettern müssen nur durch einen mäßigen Schlag mit dem Hammer von der Letter getrennt werden und muß man sich hierzu des sog. Abschlagholzes bedienen.

Außer dem Angüsse hat jede Letter an mehreren Stellen bemerk- liche, wenn auch nur sehr dünne Ansätze oder Nähte, die beseitigt werden müssen und zwar durch eine besondere Arbeit: das Reiben oder Schleifen. Das Schleifen ist bloße Handarbeit und geschieht auf dem Schriftschleifsteine. Es erfordert dies keine große Anstren­gung und es wird daher meist von Knaben oder weiblichen Personen verrichtet, und geht, die gehörige Uebung vorausgesetzt, so schnell von statten, daß man von den Schriften mittlerer und gewöhnlicher Größe für ein Individuum als Tagesarbeit 10 bis 1200 Stücke annehmen kann. Es giebt indessen auch eine Letternschleif-Maschine, und auch diese kann von Frauenspersonen bedient werden, da die Ar­beit keine große Krastanstrengung, sondern nur Einübung bedarf.

Die abgeriebenen oder abgeschliffenen Lettern werden in den Auf- setzwinkel gesetzt, und die gefüllten Winkel werden, bis die Lettern ausgebunden und verpackt werden, auf eigene Repositorien gebracht.

Die Schriftgießereien New Jorks beschäftigen wenigstens 700 bis 800 Mädchen mit dem Fertigbringen der Lettern. Alle anderen Theile des Geschäftes, außer den erwähnten, sind für Frauensperso­nen zu schwer. Beim Fertigmachen der Lettern sind meist 10 bis 20jährige Mädchen beschäftigt, welche durchschnittlich K 16 pr. Woche verdienen und von 6 9 Stunden arbeiten. In den meisten Ge­schäften müssen Mädchen einen gewissen Gang im Fertigmachen der Lettern durchgehen, nämlich zuerst die Zapfen abbrechen, dann die Lettern aufsetzen, bis sie zum Reiben oder Schleifen derselben gelas­sen werden, für welches am besten bezahlt wird. Mit dem Aufsetzen können sie nicht mehr als K 1. 50, K 2 bis K 2. 50, bei besonderer Gewandtheit auch K 3. 50, mit dem Reiben hingegen H 46 pr.