Schriftgießen.

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Woche verdienen. DaS Aufsetzen ist sehr einfach. Aber es kommt eben auf die Menge Buchstaben an, die aufgesetzt werden, und es ist daher große Behendigkeit nöthig. Das Reiben der Buchstaben, ob­gleich an und für sich nicht angreifend, ist jedenfalls eine härtere Ar­beit als das Aufsetzen. Es ist indessen eine bloß mechanische Ver­richtung, die Unebenheiten des Metalls zu entfernen und erfordert eben nur, wie schon bemerkt, eine ungemeine Behendigkeit der Hand. Man sagt, daß manche Arbeiterin 2000, ja bis 5000 Stück in der Stunde fertig bringen soll. Das Reiben wird nach dem Gewichte, pr. Pfund bezahlt, und gewöhnliche Reiberinnen verdienen K 3 bis K 3. 50 in der Woche. Gewandte Arbeiterinnen bringen es jedoch auf !8 7, ja auf K 89 pr. Woche. Diese Verrichtung erfordert eine sichere Hand, ein correctes Auge und einige Praxis, damit fer­tig zu werden; aber keine Anstrengung. Zum Lernen braucht es nicht lange Zeit, sondern es reicht oft Ein einziger Tag hierzu aus. Aber es erfordert sehr schnelle Finger, und um eine tüchtige Buch- stabenreiberin zu werden, bedarf es einiger Monate Praxis. In manchen Geschäften erhalten die Anfänger einige Zeit keine Bezah­lung, in anderen dagegen erhalten sie für die Quantität, die sie fer­tig bringen, ihren Lohn.

Was den Einfluß dieser Beschäftigung auf die Gesundheit be­trifft, so werden die hier vorkommenden Verrichtungen des Abbre- chens der Zapfen, des Aufsetzens der Lettern und des Abreibens derselben, in ähnlicher Weise, wie das Schriftsetzen selbst, wirken, nämlich bleivergiftend; zumal beim Lettern reiben Bleistaub umher­fliegt und mit der Lust eingeathmet wird. Den Lettern-Reiberinnen werden die Finger hart; sonst aber ist die Arbeit leicht, besonders im Winter im warmen Zimmer bequem. Die Reiberinnen sitzen. Die­jenigen, welche die Zapfen abbrechen und die Lettern aufsetzen, kön­nen nach Belieben sitzen oder stehen. vr. Bock räth gegen Blei­vergiftung an: Fortwährende Reinigung der Luft in den Werkstät­ten mittelst Ventilatoren und Zngöfen, sowie durch fleißiges Oeffnen der Fenster und Thüren; öfteres Ausspühlen des Mundes, Putzen der Zähne, Waschen der Hände, zumal vor dem Essen, was nie­mals in der Werkftätte selbst genossen werden sollte; im Tragen von Schwämmen, die mit einer schwachen Schwefelsäure- lösung getränkt sind, vor Mund und Nase; außerdem größte Rein­lichkeit (fleißiges Baden) und leicht verdauliche, nahrhafte und gehö­rig fette Kost.

In guten Zeiten giebt es das ganze Jahr zu thun. Treten jedoch schlimme Zeiten ein, so ist es das Buchdruckergeschäft und in dessen unmittelbarem Gefolge die Schriftgießerei, die wenigstens in Amerika zuerst und am meisten darunter leiden muß. Die Jahreszeiten machen in der Beschäftigung keinen wesentlichen Unter­schied. Die Nachfrage nach Arbeiterinnen ist mäßig.