666 Stereotypiren. Elektrotypie. Die Buchdruckerkunst.
234. Stereotypiren ist in der Schriftgießerei das Verfahren, ganze Metallplatten statt einzelner Typen anzufertigen. Die Stereotypie ist in vielfacher Beziehung als eine Art von Schriftgießerei anzusehen. Es muß aber erst von jeder Columne ein gewöhnlicher Letternsatz gemacht werden, von dem man nun eine vertiefte Form (und zwar bei gewöhnlichem Satz in Papiermasse und bei feinerer Arbeit in Gyps) und in dieser erst die eigentliche Stereotypplatte erhält. Die Anfertigung der Form oder Platte, oder das im engeren Sinne so zu nennende Stereotypiren ist also eine Zugabe zum gewöhnlichen Verfahren, bei dem bekanntlich unmittelbar mit dem Schriftsätze der Abdruck erfolgt; hier aber erst mit dessen Copie oder der stereotypirten Metallplatte. — Die Stereotypie bietet bedeutende Vortheile vor dem stehenden Satze. — Zur Vollendung der Stereotypplatten gehört deren Correctur, indem falsche Buchstaben heraus- gestochen oder gebohrt werden und man dann die richtigen Lettern sorgfältig einsetzen und einlöthen muß. — Die ersten Stereotypplatten, welche in Amerika zum Gusse kamen, wurden von Frau Watts» der Gemahlin eines Engländers, hergestellt, der diese Kunst nach Amerika brachte. Es ist eine interessante Beschäftigung, erfordert aber Einsicht und Urtheil. — Die Verf. meint, daß Stereo typiren eine Beschäftigung wäre, welche sich ganz gut für geschickte Frauenspersonen mit guten Schulkenntnissen eignen würde. — Es erfordert jedoch eine Lehrzeit von 3—4 Jahren, hierin recht gewandt zu werden.
235. Elektrotypie. — Dies wird jetzt bei dem Druck von Werken, von denen man mehrere Austagen erwartet, mehr, als Stcreo- typiren angewendet. Denn es kostet nur ein wenig mehr, als Stereotypiren, ist dafür aber 4—6 Mal dauerhafter. Von einer elek- trotypirten Platte können 2 Millionen Abzüge gewonnen werden, von einer stereotypirten Platte aber nur 200,000. Auch bei Herstellung dauerhafter und schöner Cliches und Vignetten zieht man das Elek- trotypiren dem Stereotypiren vor. — Arbeiter verdienen hierbei 8 2 bis 8 2. 50 pr. Tag. — Es ist eine Lehrzeit von 3 — 4 Jahren erforderlich. Knaben, die in der Lehre sind, erhalten das erste Jahr 8 4 Wochenlohn und dann allmälig immer mehr.
Auch hier meint die Verf., daß Elektrotypiren eine Beschäftigung wäre, die sich für Frauenspersonen eignete und womit sie ihren Erwerb finden könnten.
236. Die Buchdruckerkunst. — Die Druckkünste überhaupt haben für Deutschland die nicht zu übersehende Bedeutsamkeit, daß sie fast ohne Ausnahme deutsche Erfindungen sind. — Die Erfindung, mittelst beweglicher Buchstaben das Geschriebene umzuschreiben und durch Abdruck beliebig zu vervielfältigen, konnte selbst durch die scharfsinnigste Controverse des Auslandes dem deutschen Manne