Die Buchdruckerkunst.

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Johannes Gutenberg nicht entrissen werden. Die Künste des Stempelschneidens und des Schriftgusses in Metall, als die Fun­damente des Buchdrucks» werden in ihrer Erfindung und Vervoll- kommung den beiden Mitarbeitern Gutenbergs, Fust und Schöf- fer, zugeschrieben. Dem Typendrucke gesellte sich bald der Druck des von Albrecht Dürer veredelten Holzschnittes bei, um den in Worten ausgedrückten Gedanken Versinnlichung und Leben zu verlei­hen. Dem 15. Jahrhundert verdankt die Menschheit diese großartig­sten Erfindungen. Diesem folgte der Kupferstich und in unserem Jahrhundert in München durch Sennefelder die Kunst, den Stein für die Darstellung von Bild und Schrift zu benützen und mittelst der lithographischen Presse deren Vervielfältigung zu bewirken. Die ersten bekannten Versuche, beweglichen Typensatz in unbewegliche Platten zu formen, um von ihnen ohne Erneuerung des Satzes be­liebig viel Auflagen eines Buches mit unverändertem Inhalte abzu­drucken, d. h. dir ersten Versuche der Stereotypie, machten schon im 16. Jahrhundert der bayrische Geschichtsschreiber Aventin für den Abdruck seiner geographischen Karte von Bayern. Herr Professor Kobell in München war der Erste, der die von Professor Jakobi in St. P eters bu rg gemachte Entdeckung, den durch galvanische Batterieen erzeugten elektro - magnetischen Strom zu Ablagerungen von reinem Kupfer auf leitungsfähig gemachte Gegenstände, als zur Verkupferung derselben zu benutzen, weiter vervollkommnete und Kupferplatten zum Abdrucke dadurch schuf, daß er die unmittelbar auS der Hand des Künstlers hervorgegangene Zeichnung auf der gal­vanisch erzeugten Kupferplatte fixirte (Galvanographie). Deutsch­land mit Einschluß der nichtdeutschen Gebiete Oesterreichs und Preu­ßens zählte i. I. 1854 in 818 größeren oder kleineren Städten oder Märkten 1639 Buchdruckereien mit 3405 Pressen, 971 Schnellpres­sen und 64 Dampfmaschinen, 922 Steindruckereien mit 2434 Pres­sen und 7 Schnellpressen; 197 Kupfer- und Stahlstichdruckereien mit 678 Pressen; 144 Schriftgießereien mit 288 Oefen und 139 Ma­schinen für Schriftguß (99 Schriftgießereien betrieben auch Stereo- typguß); dann 54 xylographische Anstalten. Das in diesen verschie­denen beinahe 3000 zählenden Etablissements beschäftigte Arbeiter­personal darf auf 24,000 Individuen berechnet werden.

Die Buchdruckerkunst selbst besteht in der Herstellung der Druck­formen und dem Abdrucken derselben.

Die Lettern (Typen) sind aus Schriftgießermetall gegossene, je nach der Gattung der Schrift dickere oder dünnere, stets aber gleich hohe Stäbchen, auf deren während des Abdruckes nach oben gekehrten Flächen das abzudruckende Zeichen (Buchstaben) erhöht und natürlich auch verkehrt, sich befindet, und zu welchen dann noch weitere Stäb­chen verschiedener Dicke bis in dünnen Blättchen vorkommen, die ohne Erhöhung sind, und die zwischen den Lettern den Raum aus­füllen müssen, der in der Schrift unbedruckt und leer erscheint.