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Die Buchdruckerkunst« Schriftsetzen.

Aus einzelnen Typen Worte, Zeilen, überhaupt den Satz zu bilden, nennt man Schrift setzen. Man hat Hiebei Typen in möglichst größter Anzahl, und zwar nach ihren Zeichen sortirt, in dem sog. Schriftkasten vor sich, der verschiedene kleinere oder größere Fächer, je nach den weniger oder häufiger vorkommenden Buchstaben enthält» und schief so aufgestellt ist, daß der Schriftsetzer leicht mit der Rech­ten in jedes Fach greifen kann. Die verschiedenen Lettern werden eine nach der anderen in den sog. Winkelhaken gesetzt, der in der Linken gehalten, und, wenn voll, ausgeleert und sein Inhalt auf ein schief liegendes, mit erhabenen Leisten umgebenes Brett, das Schiff, gebracht wird. Fernere Verrichtungen beim Schriftsetzen sind die Formen schließen, die Correctur und Revision machen u. s. w. Setzen und Corrigiren kann auch von Frauenspersonen verrich­tet werden.

Beim Drucken selbst ist an der Handpresse sehr große Anstren­gung erforderlich. Indessen könnte, der Ansicht der Verf. zufolge, das Anfeuchten des Papiers und das Auftragen der Farbe eine leichte, für Frauenspersonen passende Arbeit genannt werden. Beim Ma- schinendruck aber kann das Papier einlegen und das Auffangen und ordentliche Aufeinanderlegen der fertig gedruckten Bogen von Frauens­personen versehen werden. Dies geschieht indessen auch nicht blos in Amerika, sondern auch in Deutschland. In Amerika sind es fast lauter deutsche Frauenspersonen, welche diese Arbeit versehen. Ihre Anzahl beträgt in Philadelphia allein gegen 150, und sie verdienen durchschnittlich K46 pr. Woche bei lOstündiger Tagesarbeit. Ihre Lehrzeit ist auf nur 12 Monate angesetzt, und sie sind das ganze Jahr über beschäftigt, da nur wenige Geschäfte im Sommer einige Zeit die Arbeit einstellen. In England verdienen sie für 57 Arbeitsstunden pr. Woche 6 9 8ti.

237. Schriftsetzern Im Jahre 1476 errichteten Fra Do­rn enico da Pistoya und Fra Pietro da Pisa, die geistlichen Directoren des Dominikanerconvents in Pisa (erzählt die Verf.) innerhalb ihrer Mauern eine Buchdruckerei. Die Nonnen dienten als Setzer, und gar manche anerkennungswerthen Werke verließen diese Presse zwischen 1476 und 1484, bis Bartholomeo da Pistoya starb, und die Nonnen ihre Thätigkeit einstellten. In der Druckerei des bekannten, in New Jork erscheinenden technischen Blatteslveientiüc .4merieao" sind ebenfalls Schriftsetzcrinnen engagirt, und besondere Erwähnung verdient dieVictoria prinlinx ol'üeo" in London, welche mit besonderem Geschicke von Miß C. Faithful geleitet wird und in welcher nur Frauenspersonen beschäftigt sind. Mit der Buch­druckerei ist auch eine Buchbinderei in Verbindung gesetzt, und auf der letzten Londoner Ausstellung ward ein Buch vorgezeigt, das blos von Frauen gesetzt, gedruckt, gebunden und ausgestellt wurde. In Edinburgh befindet sich eine eigene Anstalt, in welcher Mädchen in der