Schriftsetzen.

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Schriftsetzern Unterricht ertheilt wird. Auch in Frankreich, wo oft Mangel an guten Setzern ist, hat man zur Aushülfe deren an die Heranbildung von Mädchen zu diesem Geschäfte gedacht. In Paris, wo 3000 Setzer leben, von denen aber nur 2000 beständige Arbeit haben, werden gegen 500 Frauen als Setzerinnen beschäftigt, welche es, trotz der Preisminderung, welche ihnen auferlegt ist, zum Theil zu dem Normalverdienste ihrer besser bezahlten männlichen Collegen, d. h. zu 4 Frcs. täglich, bringen. Auch auf der Pariser Ausstellung wurde, um die Anwendung der Frauenarbeit in Gewerben, welche bisher nur von Männern betrieben worden waren, zu zeigen, das Schriftsetzen von Mädchen besorgt. Ueberhaupt finden wir in dem officiellen Kataloge der Pariser Ausstellung, wo nur immer möglich eine ausführliche Statistik der Frauenarbeit in Frank­reich gegeben, und mochten hiermit alle jene Männer darauf auf­merksam gemacht sein, denen die Abfassung von Specialkatalogen für eine nächste Weltausstellung obliegt, dies nicht nur nachzuahmen, sondern auch die Aussteller zu ausführlichen Daten über verwendete Frauenarbeit zu veranlassen. Auch in Leipzig griffen die Buch- druckererbcsitzer im Jahre 1865 in Folge der Arbeitseinstellung der Schriftsetzer zu dem Auskunftsmittel, Mädchen in ihre Geschäfte auf­zunehmen und einzulernen. In Amerika bot diePrinters Union" (der Buchdruckerverein) in den Der. Staaten alles Mögliche auf, um zu verhindern, daß Frauenspersonen im Schriftsetzen Beschäftigung erhalten sollten. Denn die Stellen der männlichen Arbeiter, sagte sie, sind bereits besetzt, und, wenn Frauenspersonen mit als Con- currentinnen in dieser Beschäftigung auftreten würden, so wäre die nothwendige Folge hiervon: die Herabsetzung der Lohnsätze. Lei­der trat dies auch ein. Aber sogar dieser Umstand bildete kein Hin­derniß, daß Frauenspersonen als Schriftsetzerinnen regelmäßige Be­schäftigung erhielten; denn wirklich ehrenhafte Verleger wollten sich nicht dem Verdachte aussetzen, daß sie der wohlfeileren Arbeit halber Schriftsetzerinnen beschäftigten. Später jedoch hoben sich auch diese Bedenken, und eine Versammlung von Buchdruckereibesitzern zu Springfield in Illinois beschloß, allen ihren Collegen die Aufnahme als Setzerinnen zu empfehlen, weil überall, wo Frauenspersonen in dieser Eigenschaft bereits thätig waren, sich erwiesen hatte, daß sie sich durch strenges moralisches Betragen, durch getreue Pflichterfül­lung, und durch Anhänglichkeit an ihren Brodherrn ausgezeichnet hat­ten, und es auch zeitgemäß und gerecht sei, in Bezug der Mittel und Wege, einer Klasse der Bevölkerung eher das Feld lohnenden Erwerbes zu erweitern, als zu beschränken.

Frauenspersonen eignen sich vermöge ihres feinen Gefühlssinnes und ihrer behenden Bewegungen recht gut zu Schriftsetzerinnen. Sie sind in Amerika auch schon in den meisten großen Städten beschäf­tigt und ebenso in Landstädtchen. Insbesondere würden sie sich auch zu guten Setzerinnen für Notensatz qualificiren. In Boston z. B-