682

Spielkarten.

248. Spielkarten. Man setzt gewöhnlich den Ursprung der Spielkarten in die Zeit Kals VII., dessen Trübsinn man durch die­ses Spiel lindern wollte. Die Stadtbibliothek von Rouen in Frank­reich besitzt eine Spielkarten sam mlung wohl der merkwürdig­sten Art, welche Herr Leber, ein französischer Beamter im Mini­sterium des Innern, während seiner Amtsdauer von 30 Jahren zu­sammengebracht und jener Stadt vermacht hat. Diese Sammlung geht aber noch über die Zeit Karls VII. hinauf und beweist ein größeres Alter dieser Erfindung. Unter denjenigen, welche für den genannten unglücklichen König gefertigt wurden, zeichnen sich die Bil­der des Malers Jaquemin Gringonneur aus; sie sind von 1392 und 17 an der Zahl. Es sind Vierecke von 6^ Zoll Höhe und 3H Zoll Breite. Jede hat ein kleines Gemälde, das durch den naiven Ausdruck der symbolischen Figuren, den Tod, die Gewalt, die Mäßigkeit rc. vorstellend, ausgezeichnet ist. Es finden sich in dieser Sammlung auch historische Karten, welche Mazarin erfand, um den jungen Ludwig XIV. zu amüsiren. Ferner Hindostanische Kar­ten, die rund und etwas kleiner, als ein Sechsliverthaler sind. Dann kommen die Ncgerkarten, in welchen die Schwarzen in Haity sich in Bildern an der Herrschaft der Weißen rächen. Die republikanischen Karten, wo die Königin durch Solon (6oeur), I. I. Rousseau (IreiHe), Cato von Ütica (Oureuu) und Junius Brutus (kiczue), die Buben durch Hannibal, Decius, Mucius Scävola und Horaz ersetzt sind. Später hat man unter dem Kaiserreich die kaiserlichen Spielkarten, unter der Restauration die monarchischen erfunden. Die Revolution von 1830 hat kluger Weise keine Neuerungen dieser Art vorgenommen, da sie mit zu ernsten Dingen beschäftigt war, um diese Sammlung, die bizarrste, die wohl ein Bibliomane je zusammenbrin­gen konnte, zu bereichern.

Die Spielkartenfabrikation ist ein eben nicht sehr bedeutender Industriezweig und im Verhältniß gegen andere ziemlich langsam vorangeschrittcn. Denn seiner Natur nach bloß auf Handarbeit be­schränkt, liefert er einen reinen Luxusartikel, der obendrein noch einer Stempelgebühr unterworfen ist und den Import in fremde Länder entweder geradezu verwehrt oder doch durch hohe Zölle erschwert. Die Karten werden nicht blattweise, sondern mit großer Bequemlich­keit und Zeitersparniß bogenweise gefertigt und dann in einzelne Blät­ter zerschnitten. Sie bestehen aus mehreren fest zusammengeklebten Bogen, gewöhnlich drei; dem Vorderbogen, auf dem die Figuren rc. kommen; dem Hinterzogen oder Revers, der Rückseite der Blät­ter; endlich zwischen beiden dem Mittelbogen, der einfach, für stär­kere Karten doppelt, selten aber dreifach sein kann. Die Arbeiten beginnen mit der Wahl und dem Sortiren des Papiers. Das Pa­pier muß geleimtes sein, nur für Mittelbogen kann man geringere und ganz ordinäre Waare nehmen. Das Papier für Vorder- und Rückseite darf kein Knötchen, Sand u. dergl. fremdartigen Theile ent-