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Bleistifte.

Außer den Gänsefedern gebraucht man auch Schwanen-, Strauß- und Truthahnfedern, ihrer Härte wegen, zum Notenschreiben und zum Schreiben auf Pergament, sowie die Rabenfedern zu feinen Schrif­ten und zu Zeichnungen, und statt ihrer auch die Federn der See­möve u. dergl.

250. Bleistifte. Die ersten Bleistifte sind, wie es scheint, in Cumberland, und wohl nicht vor Mitte des 15. Jahrhunderts an­gefertigt worden, obgleich die Anwendung des Graphits zum Schrei­ben viel älter sein mag. In Bayern, wo die meisten Blcistiftfabri- ken im Zollvereine bestehen, welche durch ihre ausgezeichneten Fabri­kate den Wienern und sogar den Engländern den Rang abgelaufen haben, tauchten die Bleistifte gegen das Ende des 17. Jahrhunderts zuerst auf. Sie waren aber damals noch ein Gegenstand mehr der Curiosität, als des gewöhnlichen Gebrauches. Die Fabrikation der­selben begann aber dortselbst erst um das Jahr 1740 und wurde von der bayerischen Regierung sofort unter besonderen Schutz genom­men. Die Masse, aus welcher Bleistift gemacht wird, ist Graphit (dluek leuck, Schwarzblei, weshalb auch der Name Bleistift), und derselbe wird nur in England so rein gewonnen, daß man ohne wei­teres Bleistifte daraus fabriciren kann. Dies ist auch Ursache, daß die englische Bleistiftfabrikation in Bezug der Qualität den ersten Rang behauptete, und wenn ihr die Wiener Bleistiftfabrikanten zu­nächst standen, so mag dies seine gleiche Ursache gehabt haben, da nämlich auch Oesterreich guten Graphit hat. Die Herstellung der Bleistifte ist nun aber zweierlei. Fabrikation echter englischer Bleistifte aus reinem Graphit und dergleichen künstlicher Bleistifte aus erdigem und staubigem Graphit mittelst Bindemittels gefertigt. Im Jahr 1795 war es nun, als der Franzose Conde, der selbst eine Blei­stiftfabrik leitete, eine Erfindung machte, welche der Bleistiftfabrika­tion in kurzer Zeit eine neue Gestalt und neuen Umschwung geben sollte. Diese Erfindung bestand darin, durch Zusatz von Thon zum Graphit und geeignetes Ausglühen der Stengel nicht nur eine wesent­liche Ermäßigung des Preises, sondern auch eine allen Anforderungen des Bedarfs entsprechende Mannigfaltigkeit der Sorten nach Härte und Färbung oder Schwärzung zu erzielen. Dies Verfahren Condö's verbreitete sich von Jahr zu Jahr und vertrat den Nürnberger Fa­brikanten den Weg, die hartnäckig bei der alten Methode blieben und zu den verkehrtesten Maßregeln ihre Zuflucht nahmen, bis Lothar Faber zu Stein, als Nürnberg bereits auf dem Punkte stand, einen seiner wichtigsten Industriezweige zu verlieren, ihn mit Umsicht und Energie dem drohenden Verderben entriß, indem er sich Kenntniß von dem Conds'schen Verfahren zu verschaffen wußte, und dasselbe in sei­nem 1760 begründeten Etablissement dasselbe zu einer Musteranstalt erhebend einführte, an' welche sich die gesammte Bleistiftfabrikation Bayerns und des Zollvereins angelehnt hat. Nunmehr hat Nürn-