Saiten. Die Uhrenfabrikation.

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frischem Wasser eingeweicht und jeden Tag mit der Kante eines ge­spaltenen oder eigens zugeschnittenen spanischen Rohrs geschabt, um unnütze Fasern und Schleim zu entfernen, wobei das Wasser stets erneuert werden muß. Nach dieser Behandlung kommen sie durch einige Tage in eine Lage von Weinhefenasche und etwas Alaun. Jeden halben Tag nimmt man die Därme heraus und schleimt sie mit einem am Zeigefinger angebrachten Bleche zwischen diesem und dem Daumen der anderen Hand ab. Diese völlig gereinigten und sehr geschmeidigen Darme werden dann in schmale Riemen zerschnit­ten, die man mit dem Darmhaspel zusammendreht. *

Die Zubereitung der Darmsaiten, wie eben beschrieben, wird in Amerika meist von Frauenspersonen, und zwar von Deutschen, ver­sehen, und in Deutschland find solche ebenfalls beim Winden der Saiten beschäftigt. Harfensaiten und die längeren Pianosaiten jedoch können nicht von Frauenspersonen gemacht werden, weil sie zu stark und fest sein müssen. Zu den feinsten Mandolinsaiten nimmt man zwei, zu den stärksten Contrabaßsaiten wohl mehr als 100 Därme, wenn solche starke Saiten überhaupt aus einem vorzüglichen Materiale hergestellt werden sollen. Nach dem Drehen werden sie auf Rahmen gespannt, damit sie ihre Wirkung nicht verlieren; sie werden dabei mit einer Schnur von Pferdehaaren gut abgerieben und dann in einer mäßig geheizten Trockenstube ausgetrocknet. Man bleicht hierauf die Saiten mit Schwefeldämpfen in einem wohl verschlossenen Behält­nisse. Nach dem Bleichen werden sie wieder gedreht, wiederholt mit der Roßschnur abgerieben, polirt und fertig getrocknet, worauf man sie in Stücke von entsprechender Länge schneidet, die man mit Man­del- oder Olivenöl einreibt und auf Rollen in Büschel oder Päck­chen von verschiedener Form windet. Starke Saiten werden noch auf der Spinnmühle mit Seide oder Draht überspannen.

Frauenspersonen verdienen in Saitenfabriken K35, auch bis zu K 9., und die vorkommenden Verrichtungen lassen sich, wenn sie gut vorgezeigt werden, in 24 Wochen erlernen. Lästig ist Hie­bei der Geruch bei der Reinigung der Därme, und ist es eigentlich eine unappetitliche Verrichtung. Auch werden die Finger beim Win­den des Drahtes angegriffen, wenn man nicht eigens hiezu passende Fingerhandschuhe trägt.

256. Die Uhrenfabrikation. Es giebt Haus-, Zimmer-, Stubenuhren, Thurmuhren, Taschen-, Reise-, See- oder Schiffs- und astronomische Uhren, Chronometer; dann Sekunden--und Datums­uhren, Schlag- und Weckuhren. Man unterscheidet ferner Pendel- und Unruh-, stehende und tragbare, Gewicht- und Federuhren.

Die Bestandtheile der Uhren sind: Räderwerk, BewegungSappa- rate, Hemmung, Regulator, Zeigewerk (was man zusammen das Geh- oder Gangwerk nennt). Vorrichtungen: Sekundenzeiger, Datums-,