Die Uhrenfabrikation. Die Taschenuhren. 693

auch damit beschäftigt zu sein, Zierrathen und die leichteren Theile des Uhrwerkes zu machen, wobei 75 Cents per Tag verdient wird. Die Zeit, welche zum Lernen erforderlich ist, hangt viel ab vom Fleiß und der Geschicklichkeit der Lehrlinge. Der Terpentingeist der beim Anstreichen rc. der Uhrenkästen u. s. w. gebraucht wird, ist man­cher Arbeiterin ungesund und unangenehm. Die Arbeit dauert das ganze Jahr, ist jedoch im Herbst, Winter und Frühjahr am meisten. Die Aussicht auf Beschäftigung ist für Arbeiterinnen ungewiß.

257. Die Taschenuhren. Die erste Art der Zeitmesser, welche erfunden wurde, waren Sonnnenuhren. Diese Erfindung ver­liert sich in's graue Alterthum und man glaubt, daß Chaldäische Schäfer durch die Beobachtung des Schattens der Sonne darauf ge­kommen seien. Der griechische Weltweise Anaximander soll schon i. I. 540 v. Chr. einen solchen Sonnenzeiger in Lakedämon errichtet haben, und die erste öffentliche Stadtuhr Rom's war ebenfalls eine Sonnenuhr, welche auf dem Marktplatze neben der Redner-bühne auf­gestellt war. Nach den Sonnenuhren kamen die Wasser- und Sanduhren in den Privatgebrauch, deren Einrichtung darin bestand, daß das Wasser oder der Sand aus einem Glase in das andere rann, und, durch das Herabgeronnene wurde die Zeit, wenn auch un­genau angegeben. Ein Römer, Namens Scipio Nasica, war 157 v. Chr. der Erfinder der Wasseruhr. Ein gewisser Ktesibus ver­fertigte schon i. I. 120 v. Chr. verbesserte, mit gezahnten Rädern versehene Wasseruhren. Aber bald wurden sie durch die Sanduhren verdrängt. Im Jahre 996 verfertigte Gerbert in Magdeburg eine große Uhr mit Rädern, Federn und Gewichten versehen, welche die 12 Stunden, und die Bewegungen der Planeten, der Sonne und des Mondes im Jahre anzeigte. Im 11. Jahrh, machte sich Wilhelm, Abt von Hirschau, durch eine künstliche Uhr berühmt. Der Name Uhr" stammt von dem lateinischen WorteUoroloxium", womit man Wasser-, Sand-, Räder- und Schlaguhren zu bezeichnen pflegte. Die Erfindung der Uhren mit Rädern und Gewichten gehört dem 12. Jahrhundert an. Die Morgenländer sind wahrscheinlich die Erfinder der Schlaguhren. Die meisten dieser Werke blieben aber in Klöstern oder in fürstlichen Palästen begraben, bis der Italiener Jacob Dondi in Padua es zuerst unternahm, eine solche in den allgemei­nen Gebrauch der Stadt zu bringen (1344). Auf diese erste Stadt-Uhr folgten dann solche in Bologna 1356, in Paris 1370, Straßburg 1370, Speier 1395, Pavia 1402 u. s. w. Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts kamen die Uhren denn endlich auch in den Besitz von Privatpersonen.

So lange ging es damals, wo man von Maschinen, Theilung der Arbeit und dergleichen noch nicht wußte, her, eine nützliche Er­findung zu vervollkommnen und in den allgemeinen Brauch einzufüh­ren. Wie ganz anders es jetzt steht, zeigt uns die Erfindung der