Der Leim.

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zwar kein Unterschied in der Jahreszeit, aber in den Sommermonaten kann es dessenungeachtet manchmal gar nichts zu thun geben.

279. Der Leim. Häute, Knorpeln, Sehnen, überhaupt jene Theile der thierischen Körper, die aus Fasern und Zellengewebe be­stehen, lösen durch Kochen im Wasser sich zu einer schleimigen Flüssig­keit auf, die in der Kälte zu einer elastischen und zitternden Masse gesteht, welche übc-rhaupt den Namenthierischer Leim" führt und als Gallerte ein wesentliches Nahrungsmittel ist. Da dieser Leim im ausgetrockneten Zustande eine feste, harte Masse bildet, folglich, in einer dünnen Lage zwischen zwei aneinander zu fügenden Flächen ge­bracht, einen festen Kitt abgiebt, so wird er häufig als Bindemittel (zum Zusammenleimen), zumal für Tischlerarbeiten gebraucht; weshalb er auch Tischler- oder Hornleim heißt, und in dünnen, halb durch­scheinenden Tafeln im Handel vorkommt. Die Bereitung dieses Leimes macht das Geschäft der Leimsiederei aus. Das meiste Material hierzu liefert der Schlächter: Sehnen und Flechsen von Kühen, Schaafen und Kälbern; dann der Wasenmeister, der desgleichen von den Pferden liefert, und der Fischer mit knorplichen und häutigen Abfällen von Fischen. Dann kommen aus den Roth- und Weiß-Gerbereien Ab­fälle und unbrauchbare Häute; die Abschnitzel von Handschuhleder, Abfälle bei der Pergamentbereitung, die abgeschorenen Felle von Haasen, Kaninchen u. s. w.

Die Zubereitung des Leimes ist einfach. Sind die Abfälle so viel als möglich von den fleischigen und blutigen Theilen, sowie vom Fette gereinigt, so werden sie in einen Kessel mit hinreichend Wasser gekocht und abgekühlt. Hat der Leim in Folge der Abkühlung die hinreichende Consistenz erlangt, wird er herausgenommen und mit einer Klaviersaite, die an einem Gestelle eingespannt ist und zwei Handhaben hat, durchgeschnitten und dann in Tafeln oder Blättern auf Rahmen gelegt, die mit Netzen überspannt sind, und hierauf aus­getrocknet. Man muß diese Tafeln in den ersten Tagen 23 Mal umwenden, damit der Leim nicht an den Bindfaden klebt. Frühjahr und Herbst trocknet der Leim am besten, daher diese Jahreszeiten auch für die Leimfabrikation die passendsten sind. Ist der Leim bis zur halbharten Consistenz abgetrocknet, so daß er sich handhaben läßt, wird eine jede Tafel an einem Ende mit einem Loche versehen und an einer Schnur aufgereiht zum weiteren Trocknen ausgehängt. Um den Leimtafeln dann noch Glanz zu geben, taucht man sie, eine um die andere, in warmes Wasser, und reibt sie mit einer Bürste ab, die man selbst in warmes Wasser getaucht hat, und legt sie wieder zum Trocknen. Hierbei kann manches von Frauenspersonen ver­richtet werden, und in Amerika geschieht dies auch. Die Mädchen, welche hierbei per Gros bezahlt werden, verdienen hiermit K 36 per Woche.