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Oele. Parfümeriewaaren.

280. Oele. Bei der eigentlichen Gewinnung von Oelen, fettigen Substanzen aus den drei Reichen der Natur, die nicht ein­trocknen, finden Frauenspersonen weniger Beschäftigung, als beim Füllen derselben in Fläschchen und Etikettiren. So z. B. der Haaröle, des Maschinenöls u. s. w.

Mit dem Verkaufe von gutem, billigen, aus Knochen gewonnenem Oel zum Schmieren von Nah- und anderen Maschinen würde sich manche Frauensperson einen Verdienst erwerben können. In der Leinölfabrikation finden Frauenspersonen oft Beschäftigung, die Säcke auf der Nähmaschine zu fertigen und auch können sie den Saamen aus den Säcken herausbringen, wenn er ausgepreßt ist, was aber immer eine sehr schmutzige Arbeit ist.

281. Parfümeriewaaren. Darunter begreift man die wohlriechenden Salben (Pomaden), wohlriechende Geister (Riechwässer), verschiedenes Räucherwerk, außerdem auch wohlriechende Essige und Seifen. Das wesentliche Material, welches zur Parfümirung der verschiedenen Stoffe (mit Ausnahme der zum Räucherwerk benutzten, wohlriechenden Harze) dient, sind die wohlriechenden ätherischen Oele, welche entweder, vorher für sich bereitet, beigemischt, oder den Stoffen durch eigene Behandlung mit den wohlriechenden Pslanzentheilcn selbst mitgetheilt werden.

Seit den frühesten Zeiten hat man bei allen Völkern, die nur einigermaßen Anspruch auf Civilisation und Verfeinerung gemacht haben, Parfüms gekannt und angewendet. Zuerst nahm man Gummi­arten und Harze, wie Myrthe, Storax und Weihrauch, die bei ihrer Verbrennung einen angenehmen Geruch verbreiteten, woraus man das Wort Parfüm (pur tmnum) herleitete. Die alten Egypter brauchten wohlriechende Stoffe für drei besondere Zwecke: zum Opfer für ihre Götter, zur Einbalsamirung der Todten, und im Privatleben. Die Persier, Assyrer, die Meder und Phönizier wendeten sie zu religiösen und häuslichen Zwecken an. TyruS und Babylon waren die großen Märkte für Aromatica. Bei den Griechen war der Gebrauch wohl­riechender Stoffe ganz allgemein. Ihre gebräuchlichsten Parfüms wa­ren Salben. Sie hatten auch verschiedene Aromatica zum Verbrennen bei festlichen Gelegenheiten und trockene Parfüms zur Räucherung ihrer Kleidungsstücke, eine Sitte, welche noch im heutigen Griechenland üblich ist. Ebenso benützte man Parfüms, um den Wein wohlriechend zu machen und man hielt das Getränk dann für zuträglicher und angenehmer. Die Römer brachten die Parfümerie zu einer nicht ge­ringen Vollkommenheit, und ihre Erzeugnisse waren nicht minder zahl­reich und von ebenso guter Qualität wie die jetzigen. Die Römer rieben damit nicht blos das Haar, sondern den ganzen Körper, ja sogar ihre Fußsohlen ein. Außerdem mußten die Bäder, Kleider, Betten, Mauern und Häuser, ja sogar militairische Fahnen Wohl- gerüche verbreiten. Außer dem Gebrauch von Salben kannten die