Parfümeriewaaren.

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römischen Frauen zahlreiche kosmetische Mittel zur Erhaltung ihrer Schönheit und legten so großes Gewicht darauf, daß sie eigene Sclaven hielten, die lediglich mit der Anfertigung derselben beschäftigt waren. Die Araber waren für die Parfüms von jeher sehr ein­genommen und haben ihre Vorliebe dafür bis auf den heutigen Tag bewahrt. Sie führten Parfümeriewaaren in Spanien ein und bei den von den Mauren in Cordova und Sevilla gegebenen Festen war die Luft stets von den süßesten Wohlgerüchen erfüllt. Unter den an­deren Nationen waren die Franzosen und Italiener die ersten, welche Anwendung von Parfüms in Aufnahme brachten. Zm Privatleben wurde der Gebrauch wohlriechender Stoffe namentlich nach den Kreuz­zügen üblich, indem die Kreuzritter und Pilgrime die wunderbarsten Parfüms und Schönheitsmittel aus dem Orient mit heimbrachten. 1190 verlieh Philipp August den Meistern Parfümeristen eine be­sondere Charte, die 1357 von Johann und 1582 von Heinrich III. be­stätigt, 1658 von Ludwig XIV. erneuert und erweitert wurde. Man mußte damals 4 Jahre al^Lehrling und 3 Jahr als Geselle dienen, um Meister werden zu können; woraus hervorgeht, daß man dieser Beschäftigung jedenfalls eine nicht geringe Wichtigkeit beilegte. Ihre Präparate waren damals sehr einfach, meistens Aromatica zum Ver­brennen, Salben und Nosenwafser, welches vornehme Herren ihren Gästen zu offeriren pflegten. Alkoholische Parfüms machte man erst im 14. Jahrhundert. Das erste, das wir erwähnt finden, ist ungarisches Wasser, welches aus Rosmarin destillirt wurde und geschichtlichen Angaben zufolge 1370 von der damaligen Königin von Ungarn, Na­mens Elisabeth, gemacht worden sein soll, die es ihrerseits wieder von einem Eremiten erhalten hatte, und die durch den Gebrauch des­selben so schön geblieben sein soll, daß sie in einem Alter von 72 Jahren vom Könige von Polen zur Ehe verlangt wurde. Die Parfüms kamen immer mehr und mehr im Flor und am Hofe Lud­wig XV. schrieb die Hofetiquette vor, an jedem Empfangstage sich eines besonderen Parfüms zu bedienen, weshalb dieser Hof auch der parfümirte" genannt wurde. In England begann die Erzeugniß von Parfümeriewaaren erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, nahm von da immer größeren Aufschwung an und hielt mit der vielfältigen Production in Frankreich gleichen Schritt.

Die Erzeugung von Parfümeriewaaren theilt sich strenggenommen gegenwärtig in zwei besondere Zweige, nämlich: 1) in das Einsam­meln von Parfümerir-Materialien, und 2) in die Bereitung von Parfümen, kosmetischen Mitteln u. s. w. Wir dürfen diesen aber Wohl noch einen dritten Zweig der Beschäftigung beifügen, der nicht mindere Wichtigkeit erlangt hat und besonders von uns hervorgehoben werden muß, weil hierin ausschließlichFrauenarbeit" engagirt ist, nämlich die Umhüllung und Verpackung der Parfümeriewaaren.

1. Die erstere Beschäftigung findet man vornehmlich im Süden von Frankreich in Italien, Spanien, in der Türkei, Algier, Indien