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Parfümeriewaaren.

und in anderen südlichen Ländern, wo das warme Klima den Blüthen jenen intensiven Geruch ertheilt, welcher die Erzeugung von Parfüms möglich macht. Im südlichen Frankreich nimmt der Anbau von Pflanzen für die Parfümfabrikation, z. B. Jasmin, Rosen, Orangen­bäume, Geraniumpflanzen, Tuberosenwurzeln und Veilchen, großr Bo­denstrecken weg. Auch in England und Deutschland werden wohlrie­chende Kräuter zu diesem Zweck gesammelt (s. auch S. 452455).

2. Die Bereitung von Parfümeriewaaren geschieht auf vierfache, verschiedene Art und Weise: Durch Destillation, durch Auspressen, durch Maceration und durch Absorption. Der Destillationsprozeß mittelst Wasserdämpfen wird bei allen Pflanzen, Rinden und Hölzern angewendet, aber nur wenig bei Blumen. Man gebraucht dabei eine gewöhnliche Destillirblase, welche im Innern einen Sicbboden hat. Auf diese werden die Blüthen, Früchte u. dgl. geschüttet, während das Wasser den darunter liegenden Raum einnimmt. Beim Sieden des Wassers führen nun die Wasserdämp^e die Oeltheilchen der Ve- getabilien mit sich fort in die Vorlage, wd sie sich nach einiger Zeit scheiden und schließlich filtrit werden. Durch Auspressen werden ätherische Oele aus der Schaale der Limonen, Orangen, Bergamotten und verwandter Früchte gewonnen. Bei Maceration und Ab­sorption wird das Aroma mit Hilfe fettiger Stoffe aus Blumen her­ausgezogen und werden wohlriechende Pomaden und Oele auf solche Weise erzeugt. Die erstere Verfahrungsweise wird beiden weniger zarten Blumen angewendet, welche eine größere Hitze vertragen können, ohne ihr Aroma zu verlieren. Man zerläßt die hierzu verwendbaren Fette, in der Regel ganz reines Schweineschmalz und Rindstalg, in einem Gefäß, welches man im Wasser- oder Dampfbade erwärmt und giebt in die geschmolzene Masse die sorgfältig ausgesuchten Blüthen, deren Wolgeruch man den Pomaden oder dgl. mittheilen will. Wäh­rend der Zeit, als die Blüthen darinnen sind, wird das Fett in ge­schmolzenem Zustande erhalten, aber nur mäßig erwärmt, damit durch zu große Erhitzung die ätherischen Oele nicht verflüchtigt werden. Schließlich, wenn die Blüthen ganz erschöpft sind, seiht man sie ab und ersetzt sie für den Fall, daß der Geruch noch nicht stark genug ist, durch frische, mit denen dieselbe Procedur vorgenommen wird. Die Absorption endlich oder sntleuraFe wird fast nur bei Jasmin und Tuberosen, selten bei Cassia angewendet. Auf flache, gläserne Gefäße, welche mit einer dünnen Fettschicht bedeckt sind, werden frisch gepflückte Blumen gelegt und jeden Tag erneuert, so lange als die Blumen blühen; während dieser Zeit hat das Fett einen bedeutenden Wohlgeruch angenommen. Denselben Vorgang wendet man für Oel an; dann aber hat das Gefäß statt des Glases eine Unterlage von Drath, über welche eine in Olivenöl getränkte Baumwolldecke gebreitet ist. Die Blumen werden ebenso darauf gelegt. Die Decke wird ausgedrückt, um das Oel, wenn es hinreichend imprägnirt ist, daraus zu gewinnen. Die Maceration und die Absorption werden Haupt-