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Seifenfadrikatiou.
Die heiße aus dem Kessel riemlich kommende Seife fließt in hölzerne oder blecherne Behälter, worin man sie mehrere Tage läßt, um eine feste Masse zu bilden, die man dann in Tafeln oder Stücke zerschneidet. Diese werden hernach in Spähne zertheilt, welche man, wie vorgesagt parfumirt und denen man die Farbstoffe in der Farbemühle zusetzt. Man läßt dann das Ganze 3—4 Mal zwischen den Cylindern der letzten Maschine durchgehen, um es in Farbe und Parfüm gleichartig zu machen. Die auf diese Art gefärbte und par- fümirte Seife wird gewöhnlich von Arbeitern (nicht auf Arbeiterinnen?) durch Handarbeit in Spundform geballt. Dann trägt man sie in den Trockenraum oder Trockenkasten, wo sie je nach der Größe der Stücke 4—6 Wochen lang verbleibt. Trotz dieser Zeitdauer ist sie dann nur an der Oberfläche wirklich getrocknet, die verbrannt erscheint und oft vollständig ihre schöne Farbe und ihr Parfüm verloren hat. Um ihr wieder ein Ansehen zu geben, schabt man sie mit Hülfe von Messern und wascht sie mehrere Male mit Alkohol; dann bringt man sie in ein Dampfbad, um der Oberfläche wieder Glanz zu geben und preßt sie schließlich in eine Form, welcher ihr die mit der Fabrikmarke versehene Gestalt giebt.
In Toilettenseifen liefert Paris und London das Feinste. Es giebt eine Unzahl solcher verschiedenartigen Toilettseifen, wie z. B. die Windsorseife, die Rosenseife u. dgl., und sie unterscheiden sich nun von einander mehr durch ihren Geruch, als durch die Beschaffenheit der Seife selbst. So z. B. giebt es Zimmtseife, Orangenblüth- seife, Mandelseife und andere nach verschiedenen oft ziemlich gekünstelten Recepten der Parfümeriekunst zubereitet. Zu den weißesten Toilettseifen nimmt man gebleichtes Palmöl. Kokußnußöl eignet sich minder zu solchen Seifen. Den Rasirseifen setzt man eine geistige Auflösung von Benzoe zu, wodurch sie milder und schäumender wird. Von dieser Art ist die unter dem Namen „Orvme O'uiNcMcleL" bekannte Toilettseife durch einen Zusatz von Bittermandelöl parfümirt. Dann giebt es noch transparente Seifen, Sand- oder Mineralseifen, Bimssteinseifen, marmorirte Seifen u. s. w.
Auch in Amerika fabrizirt man bereits Luxus- oder Toilettseifen, die sich mit den besten derartigen Artikeln messen können. Und in diesen Fabriken sind allenthalben Mädchen zunächst beschäftigt, die fertigen Produte in der verschiedensten Art und Weise zu verpacken. Schachteln u. dgl. mit Etiketten zu versehen. In New Zsork verdienen sie Hiebei L 2—3. 50 Cts. pr. Woche, in Philadelphia wird ihr Verdienst zu K 2 — 5 pr. Woche berechnet. — Es erfordert einige Uebung, diese Beschäftigung zu versehen. — Am meisten zu thun giebt es im Frühjahr und Herbst.
Seifenpulver zum Rasiren bereitet man, wenn man harte Seife schabt, dieselbe 8—14 Tage lang auf den warmen Ofen trocknet, sie zu Pulver reibt, das man siebt, und mit Lavendelöl, Kümmelöl u. dgl. parfümirt.