Soda.

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289. Soda. Unter diesen Namen versteht man ein aus ver­schiedenen Salzen bestehendes Gemisch, und ist gewöhnlich eine trockene, mehr oder weniger fette, bald schlackenartig zusammengesickerte, bald erdartige und zerreibliche Masse von unregelmäßiger Gestalt und dunkler, grauer oder brauner Farbe. In Wasser löst sie sich unter Hinterlassung einer größeren oder geringeren Menge von Rückstand auf, welcher aus erdigen Substanzen oder unlöslichen Salzen besteht und meist ein graues Pulver vorstellt. Ehedem wurde die Soda durch Auswitterung der Erde, und aus der Asche von Pflanzen ge­wonnen, die am Meeresgestade wachsen. Bei der gegenwärtig so hoch gesteigerten chemischen Industrie aber, reicht die auf solche Weise natürlich gewonnene Soda nicht mehr hin. Es werden daher, beson­ders in Frankreich und England, ungeheure Quantitäten künstlicher Soda erzeugt, die in den Gewerben sehr ausgebreitete Anwendung, besonders zur Seifen- und Glasfabrikation, zur Bereitung von rei­nem kohlensauren Natron, sowie in der Färberei und Bleicherei :c. finden.

Kaum in einem anderen chemischen Industriezweig, als Fabrika­tion von Soda, wird ein so großer National-Reichthum geschaffen. In England finden allein 10,000 Menschen direkt in dieser Industrie Erwerb und sind 10,000 indirekt bei der Gewinnung des Schwefelkieses, des Kalksteins, der Kohlen, des Kochsalzes, dem Transport aller dieser Materialien und der sonstigen hiezu gehörigen Artikel,20,000 Mann ununterbrochen damit beschäftigt; größtentheils Familienväter, die nicht so schlecht leben, als man sich auf dem Continente häufig vorstellt, und deren Kinder immer ganz guten Unterricht genießen, für welchen die Fabrikanten in der Regel auf das genaueste sorgen.

In den Soda-Fabriken Amerikas sind Frauenspersonen damit beschäftigt, den Artikel in Papier zn verpacken, welche Packete dann wieder in Kisten und Fässer gelegt werden. Die Arbeiterinnen erhalten hiefür 12 16 Cts. pr. Hundert Packete, je nach deren Größe. Von ziemlich großen Packeten, deren 60 Stück auf eine Kiste zählen, erhalten sie 18 Cts. Per Hundert. Manche Arbeite­rinnen sind im Stande, des Tages sogar 700 Packete von gewisser Größe fertig zu bringen. In manchen Geschäften werden sie auch per Kiste, in wieder anderen pr. Woche bezahlt, und ihr wöchentlicher Verdienst beträgt gewöhnlich K 34.

Es erfordert blos eine Woche, um sich in dieser Verrichtung zurechtzufinden, wie es gemacht werden soll, und das Uebrige ist dann Sache der Uebung. Die Arbeitgeber sagen wohl, daß die Beschäf­tigung nicht ungesund sei. Aber die Verf. ist ganz entgegengesetzter Meinung. Sie fand bei einem Besuche einer solchen Fabrik zwar, daß die Arbeiterrinnen alle ganz gut aussahen, sowie daß alle in Calico-Kleidern gekleidet waren und schneeweiße Taschentücher über den Kopf gebunden hatten, damit sich die Soda ihnen nicht in die Haare setzte; aber sie behauptet, daß die Luft sehr mit Soda an-

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