Streich- oder Zündhölzer.

725

293. Streich- oder Zündhölzer und dergleichen.Wel­chen Einfluß", heißt es in dem officiellen Berichte der Münchener Ausstellung von 1855,die geistigen Hülfsmittel, welche in der Regel nur da zu suchen und zu finden sind, wo die geistigen Kräfte sich sammeln, auf eine Industrie ausüben können, das sehen wir an der, man möchte fast sagen, fabelhaften Entwickelung, welche die Zünd­holzfabrikation genommen hat. Noch ist kein Menschenalter ver­flossen, daß dieser Industriezweig einer der geringsten war, so zwar, daß derSchwefelholzkrämer" sprichwörtlich den armen Teufel repra- sentirte. Heute sehen wir dieselbe Industrie bezüglich ihrer Bedeu­tung einen ungemein einflußreichen Rang einnehmen und mit solchen Productionsquanten auftreten, welche nur in den riesigen Produktions­verhältnissen Englanks ihres Gleichen finden. Wenn wir in einem Berichte über die Londoner Ausstellung von 1851 lesen, daß ein Haus in Birmingham jährlich 3000 Ctr. Messingdrath zu Stecknadeln ver­arbeitet, welche der Länge nach aneinander gelegt eine Linie von vielen tausend Meilen Länge bilden würden, so bilden ja die von einem Pollack, Deig, Preschel, Fürth rc. in einem Jahr gefertigten Zündhölzer an einandcrgereiht schon einen Gürtel, welcher 4 Mal die ganze Erde umschlingt. Wer, frägt man sich, consumirt alle diese Zündhölzer und die Milliarden, welche neben diesen Fabrikanten noch von Anderen erzeugt werden? Sie finden alle Absatz und lehren uns, daß das Feld der Industrie keine Grenzen hat, so lange der mensch­liche Erfindungsgeist nicht an seiner Grenze angelangt ist, welche jeder Tag der zunehmenden Cultur weiter und weiter hinausrückt! Darum ist nichts lächerlicher, als die Furcht vor allzustarker Zunahme der Industrie, welche, wo die Industrie eine freie ist, nichts anderes ist, als der Ausdruck einer zunehmenden Cultur. Dies dünkt freilich denjenigen paradox, welche den mit der Feder niedergelegten Gedanken höher anschlagen, als den in der Arbeit verkörperten, während doch der letztere die Welt regiert und man vergleiche nur die Löhne der Arbeiter sich faktisch längst über den Schreiber (Schriftsteller und Gelehrten) emporgeschwungen hat."

Die chemischen Streichhölzchen sind eines der unscheinbar­sten, aber interessantesten Erzeugnisse. Zwar datiren dieselben schon vom Ende des 17. Jahrhunderts, als der Phosphor in Deutschland entdeckt wurde; aber die Vervollkommnung und große Verbreitung ge­hört erst der neuesten Zeit an, die den Schwefel durch Stearinsäure ersetzt. In Oesterreich, welches bisher in der Fabrikation der Zünd- requisiten den ersten Rang einnahm, gewinnen nicht weniger als 20,000 Personen darin ihr Brod. Die Zündrequisitenfabrik von Pollack und Fürth sind die ältesten des Continents. A. M. Pollack hat Fabriken in Wien, Prag und Budweis. Dieselben erzeugen seit 24 Jahren alle Sorten buntfarbiger Salonhölzer in Pappschachteln, Holz­büchsen und Spahnschachteln, 10 Sorten von ihm erfundener Ci­garren und Pfcifenzünder, lackirte Wachskerzchen, sowie die von ihm