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Die Schildermalerei.

es gelinde siede, ohne es jedoch vollständig zum Kochen kommen zu lasten. Ist diese Mischung kalt geworden, so feuchte man damit ein weiches feines Läppchen an und bestreiche damit die Möbel. Etwa 24 Stunden nachher reibe man sie sanft ab und man wird die schön­sten glänzenden Möbel erhalten.

304. Die Schildermalerei bildet in größeren Städten ein ganz für sich selbst bestehendes Geschäft, während sie in kleineren Städten mit der Haus- und Wagen-Malerei u. dergl. verbunden ist. Denn da kommen ja nicht immer und so viel Schilder zu malen vor. In diesem Geschäft handelt es sich nicht so sehr um Kenntniß der Farbenmischung und deren geschmackvollen Anwendung, als vielmehr darum, die Buchstaben nach geometrischen Verhältnissen zu bilden. Ein Schildermaler muß mehr mit dem Auge, als mit Zirkel und Lineal, die Größe und das Arrangement der Buchstaben nach dem vorkommenden Raume zu bemessen verstehen.

Man ist allgemein der Ansicht, daß sich diese Arbeit für Frauens­personen sehr gut eignet. In England, Frankreich, Deutschland und Belgien sollen Frauenspersonen bereits Schilder malen. Insbesondere sollen sich in Dublin (Irland) ganze Familien diesem Geschäfte wid­men. Die Verf. erzählt von einer Frau in New Jork, die mit ihren Töchtern ebenfalls die Schildermalerei betreibt. Sie beschäftigt einen Mann, welcher Farben reibt, Schilder aufmacht und derartige schwerere Arbeit verrichtet, und der auch Schilder malt, die außen unmittelbar an die Gebäude an die Wand angebracht werden müssen. Die tragbaren Schilder werden jedoch von ihren beiden Töchtern gemalt. Dieselben erhielten Unterricht und Anweisung im Schilder­malen schon sehr frühe von ihrem Vater und erwarben sich daher Reisheit des Urtheils und Sicherheit der Hand. Jedoch ist die Schildermalerei in Amerika größtentheils in den Händen der Män­ner, und besonders Deutsche beschäftigen sich damit, die, wie die Verf. sagt, sich in der Wohlfeilheit Herunterbieten und aber auch die Arbeit darnach, nämlich schlecht, zu machen pflegen. Gute Arbeiter sollen von K315 Pr. Tag verdienen können, aber nicht immer so günstige Gelegenheit hiezu haben. In der Regel erhalten sie K 3, 45 pr. Tag, oder sie werden pr. Stück bezahlt. Arbeiten sie im Wochenlohn, so erhalten sie gewöhnlich K 1215.

Die Lehrzeit ist auf 2 3 Jahre festgesetzt, sonst hängt die Zeit des Erlernens vom Geschmack und der guten Anlage ab, die der Lehr­ling an den Tag legt. Jedenfalls bedarf es Aufpassens und guter Uebung. Natürlicher Geschmack und ein sicheres Augenmaß sind die nothwendigsten Vorbedingungen, die ein Lehrling haben muß. Im ersten Jahre müssen die meisten Lehrlinge indessen Farben reiben, Gänge machen u. dergl., ohne an die eigentliche Arbeit zu kommen. Indessen erhalten sie doch schon im ersten Jahre K 2. 50 Wochenlohn und dann, je nachdem sie sich nützlich machen.