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Spielwaaren-Fabrikation.

waaren-Fabrikation auch in anderen Orten Wurzeln gefaßt, und der Nürnberger Spielwaarenhändler exportirt eine Menge Waaren, welche weit entfernt von seinem Wohnsitz gemacht sind. Andererseits werden aber auch von manchen Handlungshäusern anderer Gegenden Nürn­berger Waare zur Completirung ihrer Lieferung nach dem Weltmarkt angekauft und versendet, und es bildet sich auf diese Weise immer mehr und mehr eine gewisse Arbeitstheilung zwischen den verschiedenen Sitzen der Spielwaaren-Fabrikation aus. Die Fabrikation der grö­beren Holzspielwaaren zieht sich immer mehr in die Holzreichen Ge­genden zurück, und aus ihr heraus bilden sich dann auch die veredel­ten Zweige der Darstellung feinerer Waare. Mit Nürnberg con­currirt die Spielwaaren-Fabrikation in Thüringen, besonders in und um Sonnenberg, und im sächsischen Erzgebirge zu Seiffen und Wald­kirchen. Es werden dort die besser geschnitzten Thierfiguren, in Son­nenberg und Umgegeud hauptsächlich Papiermassewaaren, Puppenköpfe, Thierstücke, Carricaturen und sogar Statuetten, dann sog. Schreifiguren, Puppen und Thiere mit kleinen Blasebälgen, welche beim Drucke einen Laut geben, gefertigt. Sehr viel Spielwaaren fertiget aber auch das im bayrischen Hochgebirge, unweit der Tyrol-Grenze gelegene Berch- tcsgaden, Oberammergau und das Grödner Thal im südlichen Tyrol. Aehnliche Filiale für den Nürnberger Spielwaarenhandel haben sich in neuerer Zeit in Würtemberg aufgethan, wo besonders die Spiel­waaren-Fabrikation aus Papiermasse zwar nicht Wurzel geschlagen, dagegen aber die Fertigung der Holz- und Metallspielwaaren in Stuttgart, Biberach und Ludwigsburg festen Fuß gefaßt hat. Eben so wird in Oesterreich die Erzeugung von Kinderspielwaaren aus Holz, Papier mache, Blech rc. durchweg als Hausindustrie be­trieben, welche für die Bevölkerung des Bömischen Erzgebirges, na­mentlich in den Orten Oberlautersdorf und Katharinaberg, sowie der Umgegend des Traunsee's in Oberösterreich von besonderer Bedeutung sind. Die Theilung der Arbeit ist bei der Erzeugung von Holz- spielwaaren bis an die äußerste Grenze durchgeführt. Daraus und durch die geringe Höhe des Taglohnes in diesen Gegenden erklärt sich auch die außerordentliche Wohlseilheit dieser Erzeugnisse, der zu­folge dieselben ihren Absatz nach allen Theilen des Auslandes finden. Eine besondere Gattung Spielwaaren sind auch die Marmorkugeln, welche in der Umgebung von Salzburg auf eigenen Kunstmühlen er­zeugt werden und nahezu 3000 Arbeiter beschäftigen.

Was nun die Arbeitsverhältnisse in diesem Industriezweige be­trifft, so sind sie einander so ziemlich gleich. Es mag daher genügen, ein Beispiel hiervon zu geben, und zwar von der Erzeugung von Spielwaaren aus Holz in Thüringen. Das Material der Arbeit ist einheimisch und wohlfeil, Maschinen kommen nicht in Anwendung, der größte Theil des Verdienstes bleibt Arbeitslohn, aber gering bleibt dieser Arbeitslohn. Der Holzarbeiter kämpft eigentlich unausgesetzt mit Noth, aber er quält sich inmitten seiner Familie, beim freien