760 Die Fabrikarbeiterinnen in Amerika im Allgemeinen.

gen beschäftigt, welche im Allgemeinen leichtere Arbeiten, als sonstige Beschäftigungsarten sind. Nach der Volkszählung vom Jahre 1860 waren in Amerika nebst 45,315 männlichen Arbeitern nicht weniger als 73,605 Frauenspersonen in diesem ausgedehnten Industriezweige beschäftigt und ist Hiebei von 10 Jahren an jedes Alter vertreten. Im Staate New Jersey ist die Beschäftigung von Kindern unter 10 Jahren gesetzlich verboten und die, welche mit diesem Alter in die Fabrik treten, kommen zu allererst zum Spinnen. In Massachusetts müssen die Kinder bis zum 15. Jahre wenigstens 3 Monate lang im Jahre aus den Fabriken wegbleiben und die Schule besuchen, ja können noch länger wegbleiben und die Schule besuchen, die frei ist. Schon die Fabrikbesitzer sehen sehr darauf, daß die Kinder brav zur Schule gehen; denn sie wissen sehr wohl den Werth intelligenter Arbeiter und Arbeiterinnen zu schätzen. Schon darin liegt eine Andeutung, daß die Verhältnisse der Fabrikarbeiterinnen in Amerika ganz anders sein müssen, als sonst irgendwo. Und es ist in der That so. Die Amerikanischen Fabrikarbeiterinnen bleiben auch nicht immer solche, wie in Europa. So lange sie aber in den Fabriken arbeiten, pflegen sie ihr gutes Auskommen, bequeme Wohnung und gute hin­reichende Verköstigung zu haben. Sie werden nicht von frühester Kindheit an in die Fabriken gesperrt und darin gefangen gehalten, bis sie sich zur letzten Ruhe niederlegen müssen; und deßhalb sind sie auch nicht verwachsen, unschön und frühzeitig alt, wie es u. A. in England der Fall ist. Wie die Fabrikarbeiterinnen es dort haben, verkürzt diese Beschäftigung allerdings das Leben. Den Nachfor­schungen eines Dr. Jarrold's gemäß, die derselbe darüber in den Schulen angestellt hatte, waren von den Kindern von Fabrikarbeitern ^^ vaterlose Waisen. Von ungefähr 2000 Kindern und jungen Personen ohne Unterschied des Geschlechtes, welche 1832 zu demselben Zwecke untersucht wurden, waren 200 entstellt (oder häßlich), und diese sämmtliche waren die Kinder von Fabrikarbeitern. Die Ame­rikanerinnen geben geschickte und fleißige Arbeiterinnen ab. Sogar Landmädchen, mögen sie sich am Ansang noch so grün (ungeschickt) und plump benehmen, in kürzester Zeit sind geschickte Arbeiterinnen aus ihnen geworden, die so fleißig sind, daß sie schon bald erklecklich ver­dienen können. In Lowell, einem bedeutenden Fabrikorte im Staate Massachusetts, waren 1860 nicht weniger als 12,000 Frauenspersonen in den verschiedenen Zweigen der Baumwollen-Manufaktur beschäftigt. Besonders hier waren früher fast ausschließlich Amerikanerinnen in den Fabriken, nnd die meisten arbeiteten aus höchst ehrbaren und sich selbst verläugnenden Motiven: etwa zur Unterstützung der Erziehung jüngerer Geschwister beizutragen, wieder andere ihre verwittweten Mütter oder ihre hartarbeitenden Vater zu unterstützen; dann gab es wieder welche, die sich für das kommende Alter einen Sparpfen- nig erwerben wollten, und wieder solche, welche die Mittel zu gewin­nen trachteten, eine bessere Schulerziehung genießen und nachholen zu