Spinnen. Weben.

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Die kleinen Baumwolltheilchen, welche beim Spinnen, Spulen rc. lose sitzen, flogen ehedem wohl in der Luft der Arbeitssäle herum und wurden zum Schaden der Lunge mit eingeathmet. In den meisten Spinnereien sind jedoch, wie schon einmal erwähnt, jetzt Vor­kehrungen getroffen, daß dies verhindert werde. (Siehe auch S. 521).

Zn den Baumwollspinnereien giebt es in der Regel das ganze Jahr, im Herbst und Frühling aber am meisten zu thun; in den Sommermonaten jedoch am wenigstens, und wird oftmals 4 Monate lang nur ein Theil der Fabrikzeit gearbeitet. An Individuen für's Spinnen und Spulen ist zwar in Amerika kein Mangel; gute Ar­beiterinnen jedoch finden dort immer Beschäftigung.

320. Weben im weitesten Sinne des Wortes heißt: Fäden oder fadenähnliche Körper mittelst einer mechanischen Vorrichtung in der Art regelmäßig mit einander zu verschlingen, daß daraus eine zusammenhängende Fläche Stoff Zeug, entsteht. Gewebe im engern Sinne (gewebte Stoffe) sind solche, in welchen zwei nach geraden Linien laufende, rechtwinkelig sich durchkreuzende Systeme vor­handen sind. Die Gesammtheit der in der Längenrichtung des Stückes liegenden Fäden heißt die Kette (auch Werfte, Zettel, Auf­zug, Schweif oder Anschweif). Die nach der Breite quer über das Stück sich hinziehenden Fäden bilden das, was man den Schuß (Einschuß, Eintrag oder Einschlag) nennt. Die Kante, Sahlleiste, Egge heißt das Sahlband oder Ende. Vorarbeiten zum Weben sind: 1) Vorbereitung der Kette, a) durch Spulen (auf dem Spul- rade oder der Spülmaschine) und Haspeln, b) Scheeren oder Schwei­fen, e) Aufbäumen und 6) Schlichten (Tränken mit einer kleberigen Flüssigkeit; sowie 2) Vorbereitung des Einschusses durch Spulen.

Der Webftuhl ist diejenige mechanische Vorrichtung, mittelst welcher das Weben (Verbindung des Einschlages mit der Kette) ausgeführt wird. Derselbe führt den Namen Handstuhl, wenn die beim Gebrauche daran vorkommende Bewegung einzeln und direkt vom Weber mit Händen und Füßen hervorgebracht wird; dagegenmecha­nischer Webestuhl", wenn die direkte Bewegung nur an einem einzigen Punkte, nämlich vermöge der Umdrehung einer Welle, stattfindet, wo dann durch Zwischenmechanismus alle einzelnen Bestandtheile in Gang gesetzt werden. Der mechanische Webstuhl wird durch Menschenhand oder durch Elementarkraft (Dampf oder Wasser) betrieben; im letz­teren Falle pflegt er Kraftstuhl (power looni) genannt zu werden.

Das Weben ist eine Beschäftigung, womit sich in alten Zeiten alle Frauen abgaben. Die Geschichte von Penelope's Gewebe ist Jedem bekannt, der von Homer je gehört hat. In Afrika wird noch jetzt das Spinnen von Frauenspersonen, das Weben aber von Män­nern besorgt. Die Erfindung von Maschinen hat jedoch das Hand­weben schon sehr verdrängt. 50 Jahre zurück wurden noch manche Jeans, grober Flanell. Lumpenteppiche, Bettdecken und ähnliche Ar-