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Weben.
tikel nur mit der Hand gewoben. Nun werden aber Shawls, Kleiderzeuge, Handschuhe, Strumpfwaaren, feine Teppiche, Kassimire und Tuche jeder Art, sowie alle Wollenwaaren auf Maschinen gewoben. Die Verbindung der Fäden herzustellen und beständig aufmerksam auf die Maschine zu sein, ist alles, was an diesen Webmaschinen erfordert wird. — Die Löhne richten sich nach den Arbeitsplätzen, nach der Fähigkeit der Arbeiterinnen, nach der Sorte der Waare, welche gewoben wird und nach den Kosten des Lebensunterhaltes. — Kinder werden beim Weben mit „Strecken" beschäftigt. Durch die Maschinenarbeit ist der traurigen und ungesunden Handweberei Einhalt gethan. Denn Handweberei geschah ehedem in Kellern, welche gerade so viel Licht hatten, daß die Weber die Schütze handhaben konnten, und die jeden Sonnenstrahl abhielten. Baumwolle mußte nämlich feucht gewoben werden. Die Luft mußte deßhalb in den Arbeitsräumen (oder vielmehr Kellerlöchern) kühl und feucht sein, anstatt warm und trocken. — Die Maschine hat die armen Menschen von diesem Unken- leben erlöst, an die sonnige, frische, warme Luft gestellt und ihnen bei geringerer Anstrengung besseren Verdienst, ja mehr Arbeitsgelegenheit, als sonst da war, bescheert. Die Betrachtung dieser Thatsache, sollte sie nicht wieder einmal Gelegenheit zur Vertilgung des Verrotteten Vorurtheils gegen die Maschinen und die Maschinenarbeit geben?
Das Weben erfordert zwar etwas mehr Arbeit und Geschick als Spinnen, Spulen u. s. w. Deshalb werden von den Mädchen auch keine unter 16 Jahren alt zugelassen. Neben männlichen Arbeitern sind Frauen und Mädchen (in Amerika) mit dem Weben beschäftigt und werden ebenso wie die Männer für ihre Arbeit bezahlt. Eine erfahrene Weberin leitet 4 Webstühle (Anfängerinnen nur 2, mittelmäßige Arbeiterinnen nur 3, Männer gewöhnlich auch nur 3) und webt 150—160 Jards Per Tag, wobei sie für lOstündige Tagesarbeit K 4—6 verdient (und auf dem Lande K 1. 50 für Boarding zu bezahlen hat). In Philadelphia sind nicht weniger als 12,000 Weberinnen in Beschäftigung.
Das Erlernen der Baumwollweberei erfordert immer einige Zeit, etwa 2—3 Monate, und hernach viel Uebung. Lehrlinge erhalten entsprechenden Lohn. In manchen Fabriken ist die Lehrzeit 3—6 Monate, in anderen wieder 1—3 Monate, und erhalten an manchen Plätzen die Lehrlinge nebst dem Board gegen K 1 wöchentlich ausbezahlt; wogegen wieder an anderen Orten ihnen Weberinnen zur Unterweisung beigegeben sind und sie das, was sie verdienen, denselben für das Einlernen überlassen müssen. Der Lehrling braucht nur gewöhnliche Capacität zu haben; aber neben Fleiß und Aufmerksamkeit wird besonders auf eine gute Aufführung gesehen.
Das Weben an und für sich ist nicht ungesund. — Die Aussicht auf Beschäftigung in Amerika hängt ganz von der Concurrenz der amerikanischen Fabriken mit den europäischen ab.