Baumwollenzeuge.
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321. Baumwollenzeuge. — Die stärkste Verwendung findet das Baumwollengarn für die Weberei. Man unterscheidet glatte, geköperte, gemusterte und sammetartige Gewebe. Unter den glatten oder leinwandartigen Geweben unterscheidet man dicht und locker gewebte. Zu ersteren gehört der Kattun und sog. Baumwollenzeug (Baumwollenleinwand). Ferner Nanking, Shirting, Cam- brik, Baumwollentafft, Baumwoll-Battist, Battist-Moufselin, Perkal, Calicot, Gingham. Feinere und lockere Gewebe sind der Baumwoll- barege, die verschiedenen meist bunt gewürfelten Hals- und Taschentücher, gestreifte oder gewürfelte Schürzenzeuge und dergl., Rips. — Zu den locker gewebten Baumwollstoffen gehören dann der Mousselin (Ncffeltuch oder Mull), sammt den Mouffelinet, Tüll oder baumwollene Gaze, Glanzgaze, Baumwollenstramin u. s. w. — Geköperte Gewebe sind: der Baumwollenmerino, Drell, Satin (lennnet, Orienwl, englisch Leder), der geköperte Nanking, der Barchent. — Gemusterte Stoffe sind: der Wallis, streifige Beinkleiderstoffe, Baumwollendrell, rauher Pique oder Pique-Barchent. — Sammetartige Gewebe: Manchester u. s. w.
Baumwollgarn und Baumwollzwirn wird auf' dem Strumpfwirkerstuhle und auf anderen Maschinen verarbeitet. Ein wichtiges, hierher gehöriges Fabrikat ist der Bobinet, ein leichtes, durchsichtiges Gewebe» häufig mit sehr mannigfaltigen künstlichen Mustern versehen.
Eine ausführlichere Aufzählung all' der Produkte der Baum- wollenindustrie würde kaum möglich, und hier nicht am Platze sein. Aber die obige oberflächliche Aufstellung giebt schon einen hinläng- länglichen Begriff, die große Ausdehnung zu ermessen, welche die Baumwoll-Jndustrie, seitdem sie durch Maschinerien und durch Dampf unterstützt und gehoben worden ist, der Frauenarbeit giebt. Es sind, da in Amerika sich diese Industrie aus schon angegebenen Gründen noch nicht recht entwickeln konnte, jedoch nur Daten gegeben, welche uns blos in die Arbeitsverhältuisse der Fabrikation einiger weniger dieser Stoffe Einsicht gewähren. Doch geben diese Angaben immerhin einen Maßstab an die Hand, den man wohl anlegen darf, wenn man weiter in die Einzelnheiten der Baumwollen-Jndustrie, mit Berücksichtigung des Kreises, der hier für weibliche Thätigkeit und Erwerb geboten ist, eindringen will.
Eines der merkwürdigsten Produkte der Baumwollfabrikation müssen wir hier noch erwähnen, nämlich des in Indien gewobenen feinen vaeea Mou88eIin8, den man in England auch „gewobene Luft" (^voven ^incl) nennt. So fein ist das Material zu diesem Gewebe, daß, wenn es auf dem Rasen zur Bleiche gelegt wird, der Thau es ganz verschwinden macht. Dasselbe wird von eingebornen Frauen gesponnen, die von frühester Kindheit an dazu angeleitet worden sind. Sie werden auch von aller anderen Arbeit fern gehalten, so daß ihnen das feine Gefühl der Fingerspitzen nicht verdorben werde. Obgleich die Spinnmaschinen Englands sogar noch feinere Garne
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