770 Drucken, Färben und Bleichen von Baumwollenwaaren.

hroduciren können, so versteht man dort dennoch nicht das Weben .so feiner Stoffe, und die Garne gehen daher nach Indien, wo sie dann von den Hindufrauen mittelst eines rohen und sehr einfachen Webstuhls in das gewünschte Gewebe verarbeitet werden. In In­dien war die Baumwollweberei überhaupt schon früh zu hoher Voll­kommenheit gediehen. Reisende im 9. Jahrhundert sahen dort Mous- seline von solcher Feinheit, daß man ein ganzes Stück davon durch einen Ring ziehen konnte, und Turbane von 35 Ellen Zeug, die nur 8 Loth wogen.

Von der Wachs- und Oeltuch - Fabrikation ist Seite 296 die Rede.

322. Drucken, Färben und Bleichen von Baumwollwaaren.

Baumwollgewebe werden entweder weiß verbraucht oder verschieden gefärbt, oder in den mannigfaltigsten Dessins mit Farben bedruckt. Dieses Bedrucken findet vorzüglich bei Kattun nnd Calicot statt, wes­halb man statt Baumwollwaaren-Druckerei häufig den Namen Kat­tundruckerei gebraucht. Die Zurichtung der Baumwollgewebe be­steht im Sengen oder Brennen, wodurch die feinen auf der Ober­fläche ungleich hervorstehenden Härchen entfernt werden; ferner im Scheeren, welches zu dem gleichen Zwecke dient; im Bleichen und Waschen; im eigentlichen Appretiern mit Stärke, arabisch Gummi und dergl.; im Mangen und Kalandern oder im Cylindriren, wo­durch die Waare Glanz und Glätte erhält; endlich im Spannen, Messen, Zusammenlegen, Pressen und Packen zur Versendung.

In den Färbereien ist die Beschäftigung für Frauenspersonen wohl zu naß und zu schmutzig. In Amerika sind deshalb auch we­nige Frauenspersonen hierbei beschäftigt; dagegen aber in Europa viele, wie z. B. in Schottland, wo sie hiemit bedeutend mehr, als mit irgend einer Arbeit verdienen.

Ebenso verhält es sich auch mit dem Bleichen, sowohl dem natürli­chen, wie künstlichen. In Astoria (N. U.) sind 75100 Frauensper­sonen beschäftigt. Garn nnd Tuch zu färben und erhalten bei lOstiin- diger Arbeit K 4 5 per Woche. Auch in Berlin, sagt die Vers., thun Frauenspersonen dasselbe. In Lowell, Mass., sind viele Frauenspersonen beim Färben beschäftigt; denn sie, besonders Ein­wanderer! werden ihrer Intelligenz wegen den männlichen Arbeitern vorgezogen. Die Färbereien Lowell's haben eine eigene Bibliothek, Abendschulen, Vorlesungen rc. In einer Türkischrothfärberei in der Schweiz verdienen die erwachsenen Mädchen l Frcs. 10 Cent.

Für Frauenspersonen von guter Fassungskraft erfordert es nur einige Wochen, den ihnen hierbei zufallenden Theil zu erlernen, und erhalten sie schon während der Lehrzeit S 2 Wochenlohn. Die Fär­berei vollständig zu erlernen, würde jedoch volle 4 Jahre Zeit er­fordern.