Watte. Flachsspinnerei.

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dieser Wink ja nicht auch für andere Gegenden verloren gehen, wo, wenn auch nicht die große Industrie und Landwirthschaft so Hand in Hand gehen können, wie in der Schweiz, es aber doch gegeben ist, ähnliche Erfolge durch eifrige und kluge Benutzung der Industriezweige zu erringen, zu denen die Landwirth- schaft doch in so ausgedehntem Maaße die Hand bietet und wozu wir, wenigstens den Frauen auf dem Lande, von Seite 315 bis Seite 654 dieses Buches eine so ausführliche Anweisung gegeben haben.

b. Leinwand- und Linnenwaaren-Manufaktur.

Bezüglich des Flachsbaues und der Gewinnung und Zubereitung desselben zur unmittelbaren Verarbeitung oder zu einem Handelsartikel, sowie von den fabrikmäßigen Flachs-Reinigungs- und Zubereitungs­Anstalten rc. ist S. 397 u. f. ausführlich die Rede.

335. Flachsspinnerei, leinene Garne. Der Flachs wird entweder aus freier Hand, d. h. mittelst Spinnrad und Spindel, oder auf Maschinen versponnen.

Die Handspinnerei, durch Jahrhunderte ein höchst wichtiger Er­werbszweig ganzer Völkerstämme, besonders der fleißigen Deutschen und Slaven, ist ungeachtet der größten Anstrengung in letzterer Zeit durch die übermächtige Concurrenz der Maschinenspinnerei so herab- gekommen, daß sie in manchen Bezirken ganz aufgehört hat, in an­deren aber der 1216 Stunden hindurch arbeitenden Spinnerin kaum einen täglichen Erwerb von 5 Kreuzern oder 1^ Sgr. zu sichern vermag, und wahrscheinlich noch weitere Rückschritte machen wird. Die ganze ländliche Flachsbereitung hätte überhaupt, da sie hinter den Fortschritten anderer Industriezweige zurückgeblieben ist, schon längst zu Grunde gehen müssen, wenn nicht eigenthümliche Umstände sie gehalten hätten. Der Landmann baute und bereitete nicht allein den Flachs, sondern besorgte auch das Spinnen, und in vielen Ge­genden sogar das Weben (freilich nur von grober Leinwand) wurde von ihm betrieben; wobei jedoch, was der Verkauf des Garnes an Geld abwarf, nicht darauf gesehen ward, ob der Gewinn dem auf­gewendeten Quantum von Arbeit entsprach, oder überhaupt Gewinn dabei war u. s. w. Manche der vorfallenden Arbeiten wurden von Kindern und alten schwachen Personen versehen als reiner Ersatz für Nichtsthun. An eine Berechnung des Arbeitslohnes wurde Hiebei gar nicht gedacht. Den Lebensunterhalt der arbeitenden Personen schrieb man nicht dem gelieferten Produkte auf Rechnung, weil er als etwas ohnehin Nöthiges galt. Ein solcher Zustand mußte nach und nach desto unhaltbarer werden, je mehr in der Verarbeitung des Flachses Spinnen und Weben die fabriksmäßige Betriebsweise die Oberhand gewann. Besonders ausgezeichnet ist jetzt noch die Hand-