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Flachsspinnerei.

spinnerei in Böhmen, in der Gegend von Hohenelbe und Starkcn- bach, wo die sog. Lothgarne gesponnen werden, von denen das Stück zu 16,800 Ellen nurlILoth! wiegt, 'und welche meistens als Spitzenzwirn zu Schleiern, Leinenbattisten u. dergl. verwendet werden. Die besten und feinsten Webergarne werden überhaupt in Böhmen gesponen. Das Garnerzeugniß des Riesengebirges mit 6H Millionen Stück deckt nur die Halste des Weberbedarfs der böhmischen Leinen­manufaktur. Außer Böhmen wird das meiste Handgespinnste in Ga- lizien, Ungarn, Mähren, Schlesien und Oesterreich erzeugt. In manchen Gegenden Europa's haben die Frauen tragbare Spinnrocken und spinnen im Gehen. Die Spinnräder, welche bei der Handspin­nerei noch gebraucht werden, sind zweierlei Art, eines für Baumwolle, Werg oder Wolle, das andere für Flachs.

Das mit Maschinen gesponnene Garn hat insbesondere den Vor­zug der größten Gleichheit in der Dicke und Drehung des Fadens, einen Vorzug, der selbst dem Werggarne nicht fehlt, während bei der Handspinnerei Werg kaum zu verwerthen ist. Die Verwendung von Werg in der Maschinenspinnerei bietet so viele Vortheile, daß ohne sie die Spinnfabrikation nicht gedeihen könnte, um so mehr, da in feinen Garnen die Handspinnerei den Vortheil der Wohlfeilheit noch für sich hat.

Die Maschinenspinnerei jedoch verlangt einen sorgfältig zuberei­teten und auf's beste von Schäbe gereinigten Flachs; sie fordert eine nur durch gründliches Sortircn zu erreichende Gleichförmigkeit großer Partien rücksichtlich der Farbe, Länge, Feinheit, Stärke (Festigkeit), Glanz und Weichheit der Faser. Die Flach sbereitung muß des­halb Händen übergeben sein, welche mit der nöthigen Sachkenntniß und Umsicht zu einem streng geregelten rationellen Betriebe, mit den nöthigen Geldkräften, den besten Werkzeugen und Maschinen große Flachsmassen den entsprechenden Absatzwegen gemäß zu bereiten. Die­ser Flachsbereitungs-Anstalten, die entweder die Leinstengel vom Lande weg oder den ungehechelten Flachs ankaufen, ist bereits S. 403 Erwähnung geschehen.

Der Gang der Operation besteht dem Wesen nach in demselben, wie bei der Baumwollenspinnerei, nämlich in der Darstellung eines Bandes; im Strecken oder Bildung einer Locke; im Verspinnen, näm­lich der Umwandlung der Locke in einen noch sehr groben und sehr lockeren Faden, und endlich im Feinspinnen, d. h. der Verfeinerung und Drehung des Vorgespinnstes, wodurch der fertige Garnfaden entsteht. Dan kommt das Haspeln und Sortiren des Leinengarnes. Die Gespinnste werden in Strehnen gebunden. Die Sortirung der Garne für den Verkauf oder die Verarbeitung wird einerseits in Rücksicht ihrer Schönheit und Güte, andererseits in Beziehung auf Feinheit vorgenommen, bestimmt durch Angabe der Fadenlänge, welche auf ein bestimmtes Gewicht geht; durch Berücksichtigung des Rau­mes, welchen ein Garnstück in der Dicke einnimmt; durch Bemerkung