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Hanf. Hänfene Leinwand. Jute.

Ausstellern können wir wenig über die Arbeiterverhältnifse in dieser Beschäftigung entnehmen. Schlecht« & Sohn in Lomnitz (Böh­men) beschäftigen einige Hundert Familien mit Spinnen und Weben in deren eigenen Wohnungen; die Aktiengesellschaft der Tetschiner Flachsspinnerei in Bünauburg nächst Bodenbach beschäftigt 300 Ar­beiter; Raymann L Co. in Freiwaldau und Gebr. Negenhardt in Wien 2000 Menschen an Webern und Hilfspersonal, und die Maschinen-Flachsgarn-Spinnerei nächst Heidenpiltsch (Posthof in Mähren) zählt ca. 800 Arbeiter, für welche ein Kranken- und Unter­stützungsverein besteht.

e. Verarbeitung des Hanfes.

340. Hänfene Leinwand rc. (s. S. 406). Der Hanf wird gerade so, wie Flachs zu Garn versponnen, welches jedoch grob und sehr fest ist und hauptsächlich zu Bindfäden, Stricken, Schiffs- tauen, Gurten und einigen groben, leinwandartigen Geweben, wie Segeltuch oder Segelleinwand, Sack- oder Packleinen verarbeitet wird. Dem Verspinnen durch Maschinen bietet der Hanf noch mehr Schwie­rigkeiten, als der Flachs wegen der ihm eigenen Härte und geringen Theilbarkeit in die Elementfasern. Doch nimmt die mechanische Hanf­spinnerei in Schottland und Frankreich ein ansehnliches Terrain ein, ja es würde sich dies gewiß noch mehr erweitert haben, wenn nicht das Flachsgarn in Erzeugung von Segeltüchern und das Jutegarn in der Anfertigung von Säcken und Packzeug den Begehr nach Hanf­garnen empfindlich eingeengt hätte. In einigen Gegenden Deutsch­lands, namentlich auch in Oesterreich, wird auf dem Lande hänfene Leinwand für den eigenen Bedarf erzeugt.

Bezüglich der Frauenarbeit, welche hierbei vorkommt, verhält es sich ähnlich, wie in der Leinenindustrie.

In England sind in der Verarbeitung des Hanfes in Seile­reien (einer Zusammenstellung desEinkommens der arbeitenden Klaffen in England" zufolge, s.Arbeitgeber", No. 519, Jahrg. 1867) Frauenspersonen beschäftigt und erhalten dieselben für 60 Arbeits­stunden der Woche einen Lohn von 8 Schillingen (1 engl. Schilling gleich 10 Sgr. 35 kr. 1 Frcs. 25 Cent.

6. Verwendung von Jute (eines Flachssurrogats.)

341. Jute, eine Grasart Ostindiens, muß als ein starker Han­delsartikel aus der Pflanzenwelt angesehen werden, und sei hier erwähnt, daß dieselbe in Folge der im Krimkriege aus Rußland abgeschnittenen Flachszufuhr zuerst von den Engländern aus Ostindien importirt wurde, und seitdem fast allwöchentlich in Quantitäten von 59000 Ballen (ü 300 T) zum Verkaufe gelangt. Die Verarbeitung der Jute ge­schieht besonders in Dundee und man fertigt aus ihr Packleinwand