796 Satinet. Flockenwolle, Filztuch oder Flockentuch.

sie erhalten 14 Mills per Zsard und verdienen per Tag gegen 83 Cts., wobei sie aber auch H 2 für Kost und Logis zahlen müssen. Sonst beträgt ihr Kostgeld bei obigen Löhnen nur L 1. 25, K 1. 33^ und Z 1. 50. Denn, je weiter man in Amerika gegen Norden in die Neu-England Staaten gelangt, wo die meisten Fabriken sind, nehmen die Lohnsätze anscheinend ab, da der Lebensunterhalt viel billiger ist. Die Arbeiterinnen, welche, der Verf. gemäß, wohlge­nährt und besser gekleidet aussehen, als sonst in anderen Fabriken, haben gewöhnlich jede Gelegenheit für moralische und geistige Cultur. Diejenigen, welche Eltern oder Freunde am Fabrikplatze haben, woh­nen auch bei denselben, und diejenigen, welche fremd sind, finden in Boardinghäusern, welche so gut eingerichtet sind, wie irgend ein Haushalt auf dem Lande, in der That eine Heimath. In man­chen derartigen Fabriken giebt es Arbeiterinnen, welche bereits schon 10 Jahre da sind. Da dieselben alle lesen und schreiben können und meistens intelligent sind, so verstehen sie ihre Abende, die sie von 7 Uhr (den Sonnabend aber Nachmittags) frei haben, wohl zu ihrer geistigen Ausbildung zu verwenden.

Ueber die Dauer der Lehrzeit in diesem Geschäfte und des Lehr­geldes sind die Bestimmungen in jedem Etablissemente verschieden ge­troffen. Die einen sagen, es brauche gar keine Lehrzeit, die andern weichen der Frage mit der Phrase aus, daß man Zeitlebens zu ler­nen habe. Richtiger und bestimmter ist jedenfalls die Annahme, daß die Frauenspersonen 24 Wochen die theilweisen, sie treffenden Ver­richtungen erlernen können, und daß viele während dieser Lehrzeit (an manchen Orten bis zu S 3, je nach Anstelligkeit) bezahlt wer­den, und andere gar nicht. Die Arbeit wird nicht als ungesund bezeich­net; nur müssen die Arbeitssäle gut ventilirt werden. In Sati- netfabriken giebt es das ganze Jahr, am Sommer am meisten zu thun, und für Lehrlinge ist in Amerika die Aussicht auf Arbeit gut, da diese Art Fabrikation sich immer mehr ausdehnt.

349. Flockenwolle, Filztuch oder Flockentuch (Shoddy). Die Filztuchfabrikation war schon 1842 in Berlin bekannt. Schon damals beschränkte man dasselbe aber für den Gebrauch von geringen Tüchern, starken, koatingartigcn Zeugen zu Manteln, Fuß­decken, auch Pferdedecken u. s. w. Seit einiger Zeit ist sogenanntes Filz- oder Flockentuch aber auch wieder in Amerika in Aufnahme gekommen, das, ohne gewebt zu sein, blos durch inniges Zusammen- filzen der Wolle mittels Maschinen bereitet wird und sich nur durch besondere Wohlfeilheit auszeichnet.

Die Shoddy-Fabrikation aber theilt sich in zwei Abtheilungen; nemlich: 1) in die Bereitung der Shoddy-Wolle, und 2) in die Fabrikation des Shoddytuches hieraus. In beiden Abtheilungen dieser Fabrikation sind Frauenhände engagirt. Wir erlauben uns die Fabrikation der sog. Shoddywolle (Kunstwolle) hier nach demHam-