Flockenwolle, Fklztuch oder Flockentuch. 797

burger Gewerbsblatte" zu beschreiben. Dasselbe sagt über diesen Gegenstand Folgendes:Ein eigenthümlicher Industriezweig der Neu­zeit ist die Umarbeitung alter wollener Lumpen in neue Tuche und Wollenzeuge. Diese aus den früher werthlosen Wollcnlumpen herge­stellten Zeuge werden Shoddy genannt und stammt dieser Name von einer gewissen Sorte Menschen Amerika's (nicht auch sonst überall wo und auch in Deutschland?) her, die eben so gediegen aussehen, wie ein aus der Kunstwolle verfertigter Stoff, im Grunde aber eben solche Herkunft und Dauer haben, wie diese. Derartige Leute nennt der Amerikaner Shoddy; die gedachten Wollenzeuge ebenfalls und in der That, Shoddymensch und Shoddytuch haben (allerwä'rts) viel Ähnlichkeit mit einander. Wenn die Idee der Shoddy-Fabrikation auch von Amerika ausging und dort, sowie in England betrieben wird, so sind doch jetzt auch in Deutschland bereits bedeutende Eta­blissements entstanden, welche sich ausschließlich mit der Darstellung der sog. Shoddy- oder Kunstwolle befassen. Die eigentlichen Shoddy- Fabriken verarbeiten die alten Lumpen (von gestrickten und gewirkten Strümpfen, Mützen, Beinkleidern, Kamisölern, von losen nicht ge­walkten Zeugen, groben Fußdecken u. dgl., von Garnabfällen aus Spinnereien und Webereien) zu webbarem Garne, während wieder anderen Fabriken die Herstellung von Tuchen u. dgl. obliegt.

Die wollenen Lumpen, welche den Fabriken durch Händler über­liefert werden, sind schon meistens sortirt, zumal weiße, wollene

Lumpen einen höheren Werth besitzen, wie hellfarbige, und diese wie­der den dunkeln Sorten vorgezogen werden; trotzdem müssen die Lum­pen noch mehrere Male durch die Hände der Sortirer gehen. Es sind ca. 30 verschiedene Eigenschaften, nach denen die Lumpen sortirt

werden. Nicht allein die Farbennuancen spielen hierbei eine Rolle, sondern es ist namentlich die Stärke der Wollfasern, wie z. B. Baumwolle maßgebend. Die ganzwollenen Lumpen werden den be­treffenden Farben entsprechend zusammengeworfen und passiren eine Maschine, welche mit großer Genauigkeit das Zerfasern der einzelnen Lumpen besorgt; kein Faden wird dabei zerrissen, die Maschine trennt

Faden von Faden. Zu diesem Zwecke werden die Lumpen durch

einen breiten Riemen ohne Ende zwischen zwei Walzen gebracht, welche den einzelnen Lumpen zwischen zwei Eisenbleche schieben, so daß je einer der Lumpen in die hohe Kante gestellt wird und nur um eine Fadenbreite aus den beiden Blechen hervorsteht. Der vorstehende Theil des Lumpens wird von den Stacheln einer sich rasch drehen­den Walze in der Weise ergriffen, daß der querliegende Faden abge­hoben wird, wie ein Leinenfaden beim Charpiezupfen von Menschen­hand. Die gezupften Lumpen werden jetzt dem Wolf übergeben und durch einen rasch durchgehenden Luftstrom, der mittels eines Ventila­tors erzeugt wird, von einem großen Theile Schmutz gereinigt. Er­laubt es die Farbe der Wolle, so wird sie jetzt gefärbt, um dann der weiteren Verarbeitung entgegen zu gehen, denn bis. jetzt ist sie