798 Flockenwolle, Filztuch oder Flockentuch.

weder spinnbar, noch zum Weben tauglich. Ein anderes Verfahren wird bei den halbwollenen Lumpen eingeschlagen; aus diesen muß die Baumwolle vollständig entfernt werden, und dieses wird durch eine rein chemische Behandlung derselben erzielt. Die auf diese Weise erhaltene Wolle wird Extraktwolle genannt und höher geschätzt, wie durch Zerfaserung der Lumpen erhaltene. Die (einerlei, auf welche der beiden angegebenen Methoden, gewissermaßen wieder in Gespinnst zertheilten Lumpen werden jetzt auf Kratzmaschinen ge­bracht, welche von den allgemein gebräuchlichen nicht abweichen, und vollständig aufgelockert. Gut erhaltene Wolle wird ohne weitere Zu­sätze verarbeitet, kurzfaseriges Material wird dagegen mit unverar­beiteter langer Wolle versetzt. Wegen der durchschnittlichen Kurzfase- rigkeit der Wolle, muß dieselbe, um Verluste durch Bestäuben zu Vermeiden, stark geölt werden, und ist aus diesem Grunde der Ver­brauch von Schmieröl in den Shoddy-Wollenfabriken ein sehr bedeu­tender. Dieses so gewonnene Material ist in England etwa ^ des Preises von frischer Wolle, werth. Die gekratzte (gekrempelte) Wolle wird auf Maschinen gesponnen, ebenfalls mit gehörigen Oelzu- satz, und geht dann als Garn in die Webereien, welche die Shoddp- wolle gern zu dicken Paletotstoffen, Bukskin u. dgl. verarbeiten. Wie am Anfang erwähnt, besitzen die weißen oder hellfarbigen Wollen­lumpen einen höheren Preis, wie dunkelfarbige; auch dieser Umstand hat eine eigenthümliche Industrie in's Leben gerufen. Die Entfär­bung der Lumpen auf chemischem Wege ist eine Arbeit, welche um­ständlicher und schwieriger ist, wie man vermuthen sollte. Es ist nicht allein ein genaues Sortiren der Lnmpen nothwendig, sondern jede Farbe muß nach den ihr zukommenden Eigenthümlichkeiten behan­delt werden. Diese Arbeit wirft dennoch einen guten Profit ab, da erstens die Preisunterschiede zwischen Heller und dunkelgefärbter sehr bedeutend sind, und außerdem wollene Lumpen, zumal auf dem Lande, billiger aufgekauft werden, wie Leinen- und Baumwolllumpen. Dies begründet sich in der stellenweise herrschenden Meinung: die wollenen Lumpen seien zu der Papierfabrikation unbrauchbar und dieserhalb minder werthvoll. Wer gewohnt ist, die sich ansammelnden Schnitzel und Abfälle, mit einem Worte, die in jedem Hausstande producirt werdenden Lumpen zu verkaufen, der versäume nicht, Wolle von Leinen und Baumwolle zu sondern, und für die ersteren einen höheren Preis zu verlangen derselbe wird schon zugestanden wer­den; für das mehr erhaltene Geld kann schon ein eleganter Paletot käuflich sein, der schon einmal die Runde gemacht hat auf der Karre des Lumpensammlers und als harmlose Lappen herumkutschirt wurde; denn ungenutzt geht jetzt so leicht kein wollener Lumpen unter, und sei er noch so schlecht dafür sorgen die Shoddyfabriken."

Was nun den zweiten Theil, die Fabrikation des Shoddptuches an­belangt, so erregte diese im Jahr 1839 von einem Amerikaner aus­gegangene Erfindung viel Aufsehen, ein dem Tuche sehr ähnliches