800 Glatte Wollenzeuge. Möbelüberzüge. Shawls rc.

351. Zeuge oder glatte Wollenzeuge, werden im Gegensatze der tuchartigen Stoffe die Gewebe aus Kammgarn genannt, bei wel­chen Kette und Schuß Kammgarn sind. Sie kommen in überaus mannigfaltigen Abwechslungen vor; man kann sie in glatte, gekö­perte, gemusterte und sammtartige Gewebe und Teppiche eintheilen. Zu den glatten Wollenzeugen gehören: der Kamelot, der Perkan, der Moir, der Bombast», das Beuteltuch, der Krepp, der Wollmousselin, der Chaly u. s. w. Zu den geköperten Stoffen zählen: der Me­rino, Lasting oder Prunell, Serge und Rasch. Auch in der Fa­brikation dieser Stoffe wird Frauenarbeit engagirt sein.

352. Möbelüberzüge oder Wolldamaste sind dann (nebst Hosenstoffen, Westenzeugen, Kleider- und Mantelstoffen für Damen- kleidung) zu den gemusterten Stoffen zu rechnen.

Zu Seymour, Conn., werden derartige Stoffe für Möbel, Dra­perien, zum Ausstaffiren von Kutschen u. dergl. fabricirt. Jeder Webestuhl wird von einem Mädchen gehandhabt, welches nur sehr weniger Vorkenntnisse bedarf, denselben vollkommen regieren zu ler­nen. Es sind in dieser Fabrik ungefähr 60 Personen beschäftigt, von denen zwei Drittheile Frauenspersonen von 14 Jahren alt an und aufwärts. Die Löhne, welche diese Compagnie ihren Arbei­terinnen bezahlt, sind höher, als die von benachbarten Fabriken; denn die Art der Arbeit erfordert auch einen höheren Grad von Geschick- lichkeit.

353. Shawls und Umhängtücher, welche oft in sehr kunst­voller Arbeit (nicht allein aus Schafwolle, sondern auch aus tibeta­nischer Ziegenwolle, aus Kaschmirwolle, oder auch aus seidener Kette und Kammgarneintrag) in verschiedenen Zeichnungen ausgeführt sind, werden ebenfalls zu den gemusterten Stoffen gerechnet.

Nebenbei gesagt, der echte Kaschmir-Shawl wird im nordwest­lichen Theile Jndien's aus den Haaren der Kaschmirziege auf eine recht mühsame Art und Weise von männlichen Arbeitern (statt von weiblichen) fabricirt. Ein echter Kaschmirshawl von erster Qualität kostet 10001500 Thlr., zuweilen noch mehr (doch hat man sie auch von geringerer Güte schon von 50 Thlrn. an); aber dennoch steht ihr Preis in keinem Verhältnisse zu den Kosten, welche die Ar­beit verursacht, nicht etwa, weil die Arbeiter so ausgezeichnet be­zahltwürden, nein, weil ihr Werk äußerst langsam von statten geht. Der zum Weben eines Kaschmir-Shawls dienende Stuhl besteht aus einem Rahmen, vor welchem drei Arbeiter auf der Bank sitzen. Diese arbeiten mit langen, schweren Schiffchen; wenn sie jedoch bunte Mu­ster hervorbringen wollen, mit so vielen hölzernen Nadeln, als Far­ben vorhanden sind. Das Verfahren gleicht dem Klöppeln. Je mehr Figuren hineingewebt werden sollen, desto langsamer geht die Arbeit von statten, so daß bei den schönsten Shawls drei Arbeiter oft nicht