Shawls und Umhängtücher. Halbwollene Zeuge. 801

mehr, als täglich ^ Zoll vollenden und in einem Jahre kaum Einen solchen Shawl zu liefern vermögen. Geringere Sorten, an denen auch nur zwei Arbeiter thätig sind, werden dagegen 68 in einem Jahre geliefert. Die feineren Shawls werden in einzelnen Stücken auf mehreren Stühlen gewoben, wobei die Arbeiter von einem Werk­meister beaufsichtigt werden. Sind die einzelnen Stücke eines Shawls vollendet, so kommen sie in die Hände anderer Arbeiter, die sie zu einem harmonischen Ganzen zusammennähen. Auch an diesem schwie­rigen, langsam fördernden Werke sind stets mehrere, ebenfalls von einem Werkmeister beaufsichtigte Arbeiter zugleich thätig, die bei dem größten Fleiße jeder kaum täglich drei Arras (einen Silbergroschen) erwerben. Schon zu Anfang dieses Jahrhunderts versuchten die Franzosen, Kaschmir-Shawls zu fabriciren und bezogen das Material direkt aus Kaschmir. Nun ist man aber schon so weit, dieselben ohne das Haar der Kaschmirziege auf künstliche Weise nachahmen zu können. Denn man ist im Stande, bereits ein den echten Kaschmir- Shawls ganz gleiches Produkt herzustellen und kommen diese Shawls bedeutend billiger zu stehen. Im Jahre 1862 wurden nach einer neuen Methode daselbst 1650 Shawls angefertigt, die einen Werth von nur 350,000 Frcs. hatten, während sie als echte KaschmirshawlS zu 1,250,000 Frcs. geschätzt worden wären.

In der Fabrikation wollener Shawls oder Umschlagtücher sind in Amerika auch Frauen beschäftigt, und sollen diese sogar Hiebei bes­sere Arbeit leisten, als Männer In der Waterloo Woolen Shaw! Manuf. Comp. (N. I.) z. B. werden 250 Frauenspersonen zum Krem­peln und Weben verwendet, meist pr. Stück bezahlt, arbeiten 12 Stun­den täglich und können K 2. 50 bis K 3, auch mehr verdienen.

Von Lehrlingen wird Fleiß, gutes Betragen und Geschicklichkeit verlangt. Es ist keine ungesunde Beschäftigung. Sie hält das ganze Jahr an. Die Aussicht auf Beschäftigung ist gut.

Ueber Teppichfabrikation siehe Seite 282 bis 296 und über gewobene Tapeten (Gobelins rc.) Seite 277 bis 280.

354. Halbwollene Zeuge (halb Wolle und halb Leinen). Die Vers. stellt besonders unter dieser Ueberschrift, ohne sich etwas deutlicher über diesen Fabrikationszweig auszulasten, eine Reihe von Notizen und Informationen zusammen, die sich lediglich auf die Wol- lenindustrie im Allgemeinen zu beziehen scheinen, insofern sie die Frauenarbeit betreffen. Die Hälfte der in der Wollen-Manufak­tur Amerika's beschäftigten Personen sind, denselben gemäß, weib­lichen Geschlechtes. Denn in allen diesen Fabriken braucht man weibliche Handarbeit, und Arbeiterinnen erhalten schon ihrer Be­ständigkeit halber den Vorzug vor Männern. Wenn Frauensperso­nen so viel Kräfte hätten, wie Männer, besonders in ihren jungen Jahren, so würden sie mit Weben mehr verdienen können, als jene, weil sie von Natur aus schneller, gewandter und geschickter sind.

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