Halbwollene Zeuge. Wollen-Manufaktur. 803

sem Falle nähen und stricken. Zn dieser Fabrik wird vom 20. März bis 20. September von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, die übrige Zeit des Jahres aber bis 8 Uhr Abends gearbeitet (jedoch mit vielen zufälligen Arbeitspausen). Da pr. Aard berechnet wird, trachten die Arbeitenden natürlich danach, so viel als möglich zuwege zu bringen. Sie verdienen S 36 pr. Woche und für Kost und Lo­gis bezahlen sie K 1 . 75. Daß die Kosthäuser komfortabel sind, dafür sorgen schon die Fabrikanten selbst; denn wäre dies nicht der Fall, so würden die Arbeiterinnen nicht bleiben, um so weniger, da sie anderswo gerne Aufnahme und besser für sie gesorgt finden würden.

In der ersterwähnten Fabrik wird eine Lehrzeit von 3 Monaten angenommen und erhalten die Lehrlinge während dieser Zeit einigen Lohn. In den beiden anderen Fabriken aber bestimmen sie nur drei Wochen und theilen die Lehrlinge erfahrenen Weberinnen zu. Die Beschäftigung in diesen Fabriken ist der Verf. gemäß nicht mehr ungesund, als gewöhnliche Haushaltarbeit. Nur Pflegen die Arbeiterinnen bei schlechtem Wetter allzu sorglos zu sein und erkäl­ten sich dann leicht beim Hin- und Hergehen zur und von der Arbeit. Es ist das ganze Jahr zu thun; jedoch im April, Mai und Juni (d. h. im Frühjahr und Sommer) am allermeisten. An guten We­berinnen mangelt es in Amerika, weshalb die Fabrikanten oft genö­thigt sind, Fremde kommen zu lassen, mit denen jedoch die einheimi­schen Arbeiterinnen (obiger Klasse) nicht gerne verkehren mögen.

Auf der Pariser Ausstellung war die Wollen-Jndustrie in zwei Theile geschieden: in jene der Kammwolle und jene der Streich­wolle (siehe Seite 790 den Unterschied hiervon), und indem wir die vorkommenden Daten über Arbeiterverhältnisse zusammenstellen, erlauben wir uns, in dieser Beziehung sogar noch eine dritte Unter­scheidung, nämlich die der Kunstwolle, zu machen. In der Kammwoll-Fabrikation Frankreichs sagt der officielle Ausstellungs- Katalog hat sich die Lage der Hiebei beschäftigten Arbeiter in Folge verbesserter Maschinen bedeutend verbessert. Die beim Käm­men und Spinnen beschäftigten Personen kommen nie außer Arbeit und ihre Löhne sind im Allgemeinen gestiegen, was auch mit den Webern an den Kraftstühlen der Fall ist. Das Verhältniß der Hie­bei sowohl in den Fabriken selbst oder in der Hausindustrie engagir- ten Frauenarbeit ist je nach localen Umständen sehr verschieden; man darf aber sicher annehmen, daß es an den einen Plätzen die Hälfte, an andern sogar zwei Drittheile ausmacht. In England betra­gen die Löhne der in diesem Industriezweige beschäftigten erwachse­nen Frauenspersonen 812 8 k. für 60 Stunden, und 3, 4 8-4 sk. für 3660 Stunden bei unerwachsenen Mädchen.

Aus Preußen und den norddeutschen Staaten betheiligten sich 28 Aussteller, von denen Personen in einer Anzahl von 80 bis 1400 bei Pr ei bisch in Reichenau bei Zittau (Sachsen) und in Die-