812 Seidenbänder. Von gewirkten Seidenstoffen.

Die Verfertigung der Bänder ist ein Zweig der Weberei. Sie zerfällt in einigen Vorarbeiten und das Weben selbst, wozu noch in manchen Fällen eine Art Appretur kommt. Zum Weben der Bänder werden dreierlei Stühle angewendet: Mühlstühle auf denen die Arbeit so schnell von statten geht, daß eine Arbeiterin 500600, ja 700 Ellen Band, je nach Art und Breite desselben in Einem Tage fertig machen kann; Schubstühlc und Handstühle. Die ersteren sind die gebräuchlichsten, die zweiten werden zu Sammtbändern ge­nommen, die letzteren zu sehr breiten und schweren Bändern, beson­ders wenn mit künstlichen Mustern versehen. Die meisten Bänder sind, wie die Zeuge, so wie sie vom Stuhle kommen, schon verkäuf­liche Waare und werden nun in Stücke zerschnitten und auf zusam­mengebogenen Streifen von Pappe oder Holz aufgewickelt. Die Atlasbänder werden aber gummirt und zwischen Walzen geglänzt. Auch mit Tafftbändern nimmt man dies zuweilen vor, und so mit Dünntuchbändern, welche Streifen oder Figuren von Atlas enthalten. Die breitesten, damit sie sich nicht zusammenziehen, werden auch blos mit heißem Plätteisen Übergängen. Gros de Tour-Bänder und schwere Tafftbänder werden dann auch Moirirt und Gaufrirt.

Erst seit kurzem (von 1860 an) sind in England auch Frauens­personen mit dem Weben von Seidenband beschäftigt, da die Männer dies früher für einen Eingriff in ihren Arbeitskreis hielten; sie wollten denselben nicht einmal gestatten, Seide aufzuspulen und zum Weben vorzubereiten. Es hat sich aber herausgestellt, daß weibliche Arbeiterinnen in diesem Fabrikationszweige ihrer mechanischen Fer­tigkeit wegen besser sind, und die männlichen Arbeiter sehr zum Vor­theile des Arbeitgebers durch ihre Beständigkeit übertreffen. Ein amerikanischer Seidenband-Fabrikant in West Newton, Mass., be­schäftigt 40 60 Frauenspersonen und zieht dieselbe den Arbeitern in allen Verrichtungen vor, wo es möglich ist. Sie werden per Woche bezahlt und verdienen für llstündige Tagesarbeit S2 bis K6, je nach ihren Leistungen. In Paterson verdienen die meisten ge­gen S 3. 50, manche auch 60 80 Cents per Tag. Jüngere Lehrlinge müssen 2 Monat, ältere 6 Monate bis 1 Jahr lernen und erhalten während der Lehrzeit angemessene Bezahlung.

361. Von gewirkten Seidenstoffen, kommen sehr verschie­dene Arten vor, darunter: seidene Strümpfe, Handschuhe, Geldbör­sen u. s. w. Weitere Seidenerzeugnisse sind Seid entöll und Seidenspitzen. Dann zählen hieher ferner noch zum Theil Borten, Fransen und verschiedene Posamentir-Arbeiten.

Auch in diesen letzt genannten drei Branchen der Seidenindustrie sind Frauenhände beschäftigt, oder können Erwerb finden.