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Portefeuille-Fabrikation.

zahlt und verdienen K 3, K 3. 50, S 4, K 4. 50 bis K 5 und K 6. Auf dem Lande erhalten sie S 12 bis 16 per Monat.

Die Lehrlinge erlernen, wenn sie Obacht geben, schon die ersten Wochen soviel, mit Nettigkeit und Sparsamkeit Zu- und Auszuschei­den und Zusammenzufügen, womit sie wöchentlich K2 verdienen. In 2 oder 3 Monaten aber werden sie es erst so weit bringen können, vollen Lohn zu erwerben.

In dem besonders für die Frauenarbeit sehr wichtigen Zweige der Portefeuille- und Ledergalanterie-Waaren nimmt gegenwärtig Deutschland die erste Stelle ein. Im vorigen Jahrhundert kam alles Elegante von Paris und London, nur geringere Brieftaschen und Etuis wurden in Nürnberg und Fürth gemacht, bis 1776 in Offenbach der Hofbuchbinder Mönch ein Portefeuille-Geschäft gründete, in welchem er anfangs nur 1520 Buchbinder und einen Schreiner beschäftigte, das aber 1646 bereits mit einer Maschine von 12 Pferdekraft und mit allen möglichen Vervollkommnungen, Werkzeugen und Maschinen, nebst 400 Arbeitern wirkte, und Scha­tullen, Albums, Reisetaschen, Etuis, Portefeuilles, Mappen, lakirte und mit Stahl eingefaßte Holzwaaren, Vasen, Kandelaber, Arbeits­taschen u. s. w. fabricirte. In Folge dieses Geschäftes wurde Of­fenbach das Centrum der deutschen Ledergalanterie-Waaren und Portefeuille-Fabrikation und beschäftigte 1862 24 Häuser mit 2500 Arbeiter. Von da aus verpflanzte sich dieser Industriezweig auch nach Frankfurt a. M., Braunschweig, Würzburg, Berlin, Nürnberg, Stuttgart, München und besonders nach Wien. Dieser Industrie­zweig beschäftigt dortselbst (wie überall) eine ganze Reihe von Klein­gewerben, wie Futteralmacher, Buchbinder, Riemer und Tischler, Drechsler, Kunsttischler und Holzschnitzer, um die endlose Reihe von Modewaaren-Artikeln liefern zu können, welche in dieses Fach ein­schlagen und bereits 1862 für 4 Millionen Gulden prodncirte und 5000 Personen Erwerb gab. Gegenwärtig zählt die österreichische Monarchie 80 Ledergalanterie-Waaren-Fabrikanten. In Wür- temberg beschäftigt dieser an und für sich neue Industriezweig, der aber in wenigen Jahren schon eine bedeutende Ausdehnung genommen und in Stuttgart, Eßlingen, Ravensburg, Reutlingen und Kirchheim seine Sitze hat, in 17 Etablissements 163 männliche und 34 weib­liche Arbeiter. In Bayern ist Nürnberg der Sitz der Etui-, Portefeuilles- und Ledergalanterie-Waaren, und war auf der Pariser Ausstellung besonders würdig durch I. Kugler von da, vertreten, welcher sogar mehrere Leder-Sourrogate und andere Verbesserungen in diesem Fache selbst erfunden hat, und nebst 100 Arbeitern im Fabriketablissemente noch eine Anzahl von Familien in Nürnberg als sogenannte Heimarbeiter beschäftigt. Aus Berlin stellten F. F. Kullrich (der 100125 Arbeiter beschäftigt) und^Franyois Bits (150 Arbeiter) aus rc. Der officielle Ausstellungskatalog giebt in Bezug der Fabrikation von Galanteriewaaren aus Saffian