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Die Bürstenbinderei.

Die Verf, sagt, daß schon in den alten Zeiten Frauenspersonen in der Bürstenmacherei beschäftigt gewesen seien. In Frankreich sind Frauenspersonen mit der Vorbereitung von Borsten zu Bürsten durch Bleichen, Waschen, Strecken und Assortiren derselben beschäftigt. Auch in Amerika versehen sie nicht nur dieselbe Arbeit, sondern auch das Bohren, Drahtbinden und Vollendsfertigmachen der Bürsten, und die Verfertigung feinerer Pinsel zum Malen ist ausschließlich denselben übertragen. In England ist ihnen das Bohren und Drahtbinden überlassen. Die größeren Bürsten werden selten von Frauensper­sonen gemacht, sowie die Griffe aus Horn, Holz, Fischbein, Elfen­bein, Gutta Percha, Perlen u. s. w. werden von Drechslern u. dgl. verfertigt, und von den Bürsten- und Pinselfabrikanten als bereits fertig bezogen. Die Verfahrungsweise, Borsten herzurichten, ist einfach; man braucht sie blos zu waschen und in ein Schwefelpräpa­rat zu legen, um sie zu bleichen. Beim Zustutzen der Bürsten müssen die Borsten so arrangirt werden, daß sie eine konische Form haben. Dies erfordert Geschick und lohnt sich gut. Die Kunst, Pinsel für Künstler zu machen, besteht darin, die Haare so zu arrangiren, daß ihre Enden in eine feine Spitze zusammen laufen, wenn sie ange­feuchtet werden. Frauenspersonen soll es besser, als Männern gelin­gen, die kleineren Sorten von Pinseln zu bereiten. Ein Fabrikant ist der Ansicht, daß diejenigen, welche !gut nähen können, sich auch in dieser Beschäftigung als die besten Arbeiterinnen bewähren. Sämmtliche Informanten der Verf. aber geben einstimmig zu, daß die Frauenspersonen in den ihnen in diesem Geschäfte zugewiesenen Arbeiten sich ganz vorzüglich bewähren. In der Bürsten- und Pinsel- Fabrikation werden die Arbeiterinnen gewöhnlich per Stück bezahlt und ihr Verdienst beläuft sich per Woche auf K 3 bis 4. Sie müssen bei der Arbeit jedoch sehr aufpassen; denn jedes Fehlerhafte wirdzu ihrem Nachtheile wieder aufgemacht, damit sie es besser eindrehen sollen. Die Mädchen, welche die Verf. in einigen Fabrik-Etablisse­ments dieser Art an der Arbeit traf, sahen reinlich, ordentlich und intelligent aus, und die meisten derselben benützten die gebotene Ge­legenheit und besuchten Abendschulen. In manchen Bürstenbinde- reien bohren sie auch die Löcher in die Bürstenhölzer und werden mit 18 bis 20 Cts. per Tausend Löcher bezahlt. Arbeiterinnen, welche alle vorkommenden Verrichtungen verstehen und gewandt darin sind, verdienen bei K 6 per Woche.

Die hierin den Frauenspersonen zugewiesenen Verrichtungen, welche für sie sehr nett nnd passend sind und im Sitzen verrichtet werden, können in 3 bis 6 Monaten erlernt werden (Knaben, welche das Geschäft gründlich erlernen wollen, müssen eine Lehrzeit von 4 bis 5 Jahren bestehen), und die Lehrlinge erhalten während dieser Zeit einen ihren Leistungen entsprechenden Lohn. Die Aussicht auf Be­schäftigung stellte die Verf., da (1860) wegen des geringen Ein- gangszolles die amerikanischen Bürsten- und Pinselfabrikanten gefähr-