836 Künstliches Elfenbein. Kämme aus Elfenbein.

zum Verlust gehenden Menschenleben!) erfordern würde. Zwar fin­det man anch sonst noch viel Elfenbein von todten Thieren. Das reicht aber überall nicht aus. Und so ist man darauf verfallen, ein Sour- rogat dieses so kostspieligen und doch so begehrten Artikels zu fin­den. Dies ist in der That» und zwar in zweifacher Weise gelungen; denn außer dem echten Elfenbein besitzen wir nun auch ein vegeta­bilisches Elfenbein und künstlich fabricirte Elfenbeinarten.

Es war ein intelligenter Schiffskapitain, welcher in Ermange­lung einer Rückfracht versuchsweise eine Parthei Nüsse einer südame- rikanischen Palmart nach Europa brachte, welche eine Substanz lie­fern, bestehend in dem erhärteten, milchigen, eiweißartigen Inneren der Frucht, aus dem nunmehrvegetabilisches" Elfenbein zu Drechsler und Schnitzarbeiten verwendet wird, das wegen seiner schö­nen weißen Farbe und leichteren Bereitbarkeit im Vergleiche zu Knochen alle Beachtung verdient.

Was die Herstellung künstlicher Elfenbeinarten betrifft, so sind dies chemische Prozesse, in denen keine Frauenarbeit vorkommt. In New Jork besteht eine Fabrik, welche dasselbe im Großen her­stellt und wobei Kautschuk der Hauptbestandtheil ist.

Elfenbeinähnliche künstliche Tabletten für Photographien fertiget man, wenn man fein pulverisirten (schwefelsauren) Schwerspath mit Gelatine oder Albumin mischt, in Blätter preßt, trocknet und Polirt. Genanntesb'iotjle Ivor^" (wörtlich irdenes Elfenbein) macht man aus Gyps, der getrocknet und mittels Spermacetti vermittels der Capilarität gesättigt wird. Künstliches Elfenbein kann man von echtem unterscheiden, wenn man einen Tropfen Oel oder Vitriol darauf fallen läßt. Bei vegetabilischem Elfenbein zeigt sich dann ein rother Flecken, der aber gleich wieder erlischt, wenn man es mit Wasser wäscht; beim echten Elfenbein aber nicht.

384. Kämme aus Elfenbein. Die Vers. erzählt, daß in Europa Frauenspersonen mit der Verfertigung, dem Ausbessern, Poli­ren u. s. w. der Kämme von Elfenbein und anderen Materialien be­schäftigt seien und erwähnt einer Kammfabrik in Leominster (Eng­land), wo 264 Männer beschäftigt waren, die, nach amerikanischen Gelde gerechnet, K 7 per Woche (bei K 2. 50 Auslage für Board.) verdienten, und Frauenspersonen, die A3 per Woche erhielten und für Kost und Wohnung K 1. 50 ausgaben. In diesem Fabrik­zweige verrichten die Frauenspersonen auch die leichte Arbeit am besten. Der Theil der Arbeit, welcher den Arbeiterinnen hier zuge­wiesen ist, besteht in Anstreichen, Biegen und Formen. Ein Elfen­beinfabrikant, der schon 30 Jahre in Thätigkeit war, informirte die Vers., daß er früher einer großen Anzahl von Frauenspersonen Be­schäftigung gegeben habe; seit mehren Jahren jedoch sei so manche Arbeiter sparende Maschinerie aufgekommen, so daß die Anzahl dersel-