Bereitung u. Verwendung des Bernsteins. Der Kautschuk. 843

vorzüglich zu Pfeifenspitzen in der Türkei verarbeitet, da der Moha- medaner nur aus Bernsteinspitzen Tabak rauchen darf, weil die stren­gen Gesetze des Korans den Gebrauch der Theile todter Thiere (Horn) verbietet.

391. Die Verarbeitung und Anwendung des Bernsteins. Der Bernstein wird gespalten, mit Feilen und Raspeln aus freier Hand verarbeitet, oder auf der Drehbank abgedreht, wohl auch auf dem Schleifstein in die echte Form gebracht. Das Poliren geschieht auf der Drehbank mit Kreide und Wasser oder Oel; die letzte Poli­tur erhält er durch Reiben mit Flanell. Und gerade dies letztere ist eine Beschäftigung, welche Frauenspersonen übertragen werden kann; ebenso wie das Bestreichen mit Bernsteinfirniß an Bernstein­waaren, wo man mit dem Poliren nicht zukommen und den erfor­derlichen Glanz verleihen kann.

Die Arbeiten, welche man aus Bernstein erzeugt, sind sehr ver­schieden, z. B. Arm- und Halsgeschmeide, Bilder, Rosenkränze, Cru­cifixe, Knöpfe u. s. w., dann Bernsteinkorallen, Pfeifenspitzen. Auch wird er als Radirpulver, Räucherungsmittel, als Zusatz zu Parfü- mcrien u. s. w. verwendet, und die Abgänge bei seiner Verarbeitung kann man zur Fabrikation von Bernsteinsäure und Bernsteinfirniß verwerthen. Bernstein kann man kitten, wenn man die Bruch­flächen mit Kalilauge befeuchtet und sie darauf zusammenbindet und erwärmt.

x. Kautschuk und Gutta Percha rc.

392. Bereitung und Verwendung des Kautschuks. Dieses ist ein dehnbarer Stoff, welcher sich in dem milchigen Safte mehrerer Pflanzen Südamerika's (Brasilien, Guyana), Ostindiens (Java, Assam, Singapore) und selbst Europa's (die Wolfsmilch!) vorfindet. Er scheint in Cayenne entdeckt worden zu sein. Die erste wissenschaftliche Beschreibung dieser Substanz lieferte 1735 der be­rühmte Lacondamine zu Paris und 1751 erhielt die französische Akademie durch Fresneau, sowie 1768 durch Mac quer weitere Nachrichten. Er wurde bis zu den 1820ger Jahren nur zum Radi­ren und Reinigen von Papier und ähnlichen Stoffen verwendet, wes­halb ihn die EngländerInckia rubber" oder indischen Reibgummi, die Deutschen aber Gummi Elasticum nannten. Ja, vor ca. 50 Jah­ren zurück war dasFederharz" (eine andere Benennung des Kaut­schuks) noch blos als eine Merkwürdigkeit bekannt. Im Jahre 1770 wurde dieses Material auch in England bekannt, wo 179 l Samuel Peal ein Patent auf dessen Anwendung zur Herstellung wasserdichten Leders, Tuches u. s. w. herausnahm. Die weitere nützliche Verwen­dung dieses Stoffes verfolgte dort dann Mr. Hancock, der 1820 ein Patent herausnahm zur Anwendung von Gummi Elasticum statt