844 Bereitung und Verwendung des Kautschuks.

der Federn an Beinkleidern, Handschuhen, Stiefeletten rc. Im Jahre 1823 ließ Charles Macintosh seine wohlbekannten wasserdichten Kleider Patentiren. Aber die Jndia Rubber-Manufaktur erreichte erst die Höhe ihrer Bedeutung, als es dem unermüdlichen und aufopfe- rungsfähigen Amerikaner Charles Goodyear gelang, ein Mittel zu finden, um die Auflösung des Kautschuks zu hindern, und um es zu dem zu machen, was es nun ist. Man muß die Lebensgeschichte dieses Mannes kennen und wissen, wie er diese Erfindung gemacht hat; man muß aber besonders sein Verdienst zu würdigen wissen, das er sich erworben hat, indem er aus seiner Entdeckung einen so umfassen­den Industriezweig schuf, um ihm, gegenüber der gleichen Ansprüche gerecht zu bleiben, welche sich Dr. Lüdersdorf in Berlin, sowie die deutschen Kautschuk-Fabrikanten Reithofer in Wien, Fon- robert in Berlin und Pruckn er, ersterer als gleichzeitiger Erfin­der des Vulcanisationsprozesses, letztere um Anwendung dieser Ent­deckung auf zahlreiche Artikel, erworben haben. Der Kautschuk wird nämlich, ohne diesen Prozeß durchgemacht zu haben, in der Hitze weich, in der Kälte oder durch Liegenlassen hart und unhandlich; erst wenn man ca. ^ Schwefelblumen in flüssigem Zustande zu ihm setzt, gewinnt man eine Materie, welche sich beliebig bearbeiten läßt. In diesem Zustande sehen wir den Kautschuk zur Dünne des Pa­pieres reducirt, um ein Buch darauf zu schreiben, wie Goodyear denn auch auf der vorletzten Pariser Ausstellung ein solches aufgelegt hatte, in welchem man die Geschichte der merkwürdigen Industrie des Kautschuks lesen konnte, ein Buch, das wasserdicht, unverwüstlich, von jeder Klebrigkeit frei und in einen eleganten Einband von ver­härtetem Kautschuk gebunden war. Dies ist nämlich eine zweite Behandlung dieser nützlichen Materie, die man auchEbonit" (im Gegensatze zuVulkanit", mit Schwefel präparirten) nennt und als Nachahmung von Horn und jenem schwarzen Schmucke dient, der ein Produkt der Kohlenformation und unter dem NamenJet" allge­mein bekannt ist.

Alle Gegenstände von vulkanisirtem, d. h. mit Schwefel verbundenen Kautschuk (Vulkanit), mit seltener Ausnahme, werden aus dünnen Platten hergestellt, welche man mittelst eines Walzwerkes anfertigt, und aus denen dann die nothwendigen Theile nach Scha­blonen u. dergl. ausgeschnitten werden. Gehärtetes oder hornisirtes Kautschuk, Gummi-Hornmasse (Ebonit) wird anders, wie das vul­kaniserte angewendet. Denn während bei Gegenständen von weichem vulkanisirtem Gummi das Brennen den Schluß bildet, die Gegen­stände also, bis auf einzelne Ausnahmen, schon vor dem Brennen ihre Form erhalten, geht im Gegentheile bei dem hornisirten Gummi das Brennen in der Regel dem Formen voraus, indem man die weiche, teigige Masse zu Platten auswalzt, sie im Dampfkessel brennt, und später die so gewonnenen harten Tafeln durch Sägen, Drehen, Feilen u. s. w. ganz in der Art wie Horn, Fischbein und Holz ver­arbeitet.