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Korbmacherarbeiten.

412. Korbmacherarbeiten. Das allgemein beliebte Mate­rial hiezu sind Weidenruthen, von deren Anbau wir bereits (S. 426) gesprochen haben. Anderes Material, wie spanisches Rohr, Bambus, Fischbein u. dgl. wird seltener angewendet. Die beste Zeit, Weidenruthen zu schneiden, ist Ende April und Anfangs Mai; doch kann man auch die zu Ende Juli geschnittenen brauchen. Es sind nur die strauchartig wachsenden Weiden zu guter Flechtarbeit anwend­bar. Zu ganz groben Arbeiten werden sie ungeschält angewendet. In allen übrigen Fällen aber müssen sie geschält werden, und zwar frisch, gleich nach dem Schneiden mittels der Klemme (einem Stocke, in welchem oben ein Einschnitt ist, der von oben gegen unten allmählig immer schmäler zuläuft und durch den die Weide der Länge nach ein oder zweimal auch dreimal gezogen wird, wobei sich die saftige Rinde abschält und am Stocke niederfällt). Sie müssen dann ohne Verzug an der Luft und der Sonne trocknen, damit sie nicht stocken und ihre weiße Farbe verlieren. Völlig ausgetrocknet lassen sie sich ein paar Jahr lang unverändert aufbewahren. Unmittelbar vor der Arbeit jedoch müssen sie wieder naß gemacht werden, indem man sie in's Wasser legt, damit sie ihre Biegsamkeit wieder erhalten und nicht brechen. Die feinsten Körbe macht man aus gespaltenen Weiden. Aus einer Ruthe entstehen vier Streifen (Schienen). Hiezu bedient man sich des Reißers. Man muß aber erst den Kern oder das Mark weg­schaffen, so daß die Kante eine ebene Fläche wird, was mittels Ho­bel und Schmaler geschieht. Auch werden die blos abgeschälten oder auch die gespaltenen Weiden verschiedentlich (roth, blau, gelb, schwarz) gefärbt.

Das Zubereiten von Weiden giebt, wie aus obiger Beschreibung ersichtlich, Frauenspersonen ausschließliche Beschäftigung. Die meisten Korbmacher kaufen die Weiden fertig und spalten sie dann selbst. Die Verf. führt an, daß im Jahr 1860 das Pfund fertiger Weiden 7 Cts. kostete. Auch erwähnt sie einer Frau, die Weiden färbte und sich recht gut damit fort gebracht haben würde, wenn sie ihre ganze Zeit darauf hätte verwenden können, woran sie aber durch die Erzie­hung zweier Kinder gehindert ward.

Das Korbflechten selbst ist eine auf blos mechanischer Fertigkeit beruhende Arbeit. Nach Beendigung des Geflechtes werden die Körbe mit reinem Wasser abgewaschen, und die feinere Waare überdies auch noch geschwefelt.

Die Verf. meint, eine große Menge Frauenspersonen würden die Korbmacherei mit Erfolg betreiben können, wenn sie selbe richtig er­lernen wollten. An verschiedenen Orten Deutschlands wenigstens seien dieselben hiemit beschäftigt und werden per Stück bezahlt. Es erfordert nur eine mäßige Anstrengung, aber mehr Geschick und Praxis. Das Handwerkszeug eines Korbmachers kommt kaum auf K 5 zu stehen und dauert aus für Lebenszeit. Gewöhnlich bekommen