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Korksohlen. Kork-Applikationen.

ZudiesemZwecke wird der Kork von Haus aus gleich in Form von Sohlen versendet. Die Auflagen aber auf die Korksohlen werden von Frau­enspersonen auf Nähmaschinen angenäht. Eine gute Arbeiterin soll in einem Tage 8 Dutzend Paar zu Wege bringen könnten, und erhält Per Dutzend 18 CtS. Sie braucht aber hiezu auch fast einen gan­zen Tag, die Sohlen auszuschneiden und die Auflagen aufzureihen. In manchen Geschäften haben aber die Maschinennäherinnen nichts damit zu thun, sondern sind ihnen eigne Zurichterinnen beigegeben. Dann wird gewöhnlich 10 Cts. per Dtzd. für's Zurichten und An­reihen und 6 bis 8 Cts. Per Dtzd. für's Nähen bezahlt. Die Zu­richterinnen vermögen in einem Tage 5 bis 6 Dtzd. vorzubereiten.

Es erfordert in beiden Verrichtungen Sorgsamkeit und Geschick- lichkeit. Wenn es nicht eigens gelernt wird, ist es kaum möglich, hierin eine correkte Nähterei zu Stande zu bringen.

415. Kork-Applikationen (aus demBazar" von 1862, S. 167). Der Kork hat sich auch, gleich dem Leder, als Mate­rial einer zierlichen Handarbeit, zu Applikationen auf Holz oder Pappe, auf dem Arbeitstische der Damen einen Platz erobert. Diese Kork-Applikation gleicht dem Aussehen nach der seit langer Zeit bekannten und kultivirten Lederarbeit, ist jedoch in ihrer Ausführung bedeutend einfacher und aus diesem Grunde in der That lohnender. Während die Lederarbeit sei es als Verzierung an Bilderrahmen, Kästchen, oder für sich bestehenden Blumen, verschiedene Instrumente und eine mühsame Präparation des Materials selbst erfordert, ist bei der Kork-Applikation das einzige nöthige Instrument eine feine scharfe Scheere und die Fähigkeit, sie beim Ausschneiden sicher und geschickt zu führen, die Bürgschaft für das Gelingen der Arbeit. Der Kork, welchen man in verschiedenen helleren und dunkleren Nüancen, wie die Natur sie schafft, anwenden kann, muß hiezu in möglichst dünne Blätter (Plättchen), fast so dünn wie Papier geschnitten sein. Man erhält solche Korkplättchen in jeder Pfropfenfabrik. Vermöge der Zartheit und dabei der Zähigkeit dieses Materials kann man die feinsten Figuren Blumen und Blätterzweige mit Ranken und Stielen daraus schneiden, und zwar so weit es die Größe der Korkplättchen gestattet, im Ganzen; doch ist es auch zulässig, die Applikation aus vielen einzelnen Theilen zusammen zu setzen. Das Dessin zeichnet man, wie beim Sticken (wovon noch spater die Rede sein wird) mittelst Schablonen auf die Rückseite der Korkplättchen. Sind die Figuren ausgeschnitten, so bestreicht man sie auf der Rück­seite ganz dünn mit aufgelöstem Gummi Arabicum und befestigt sie auf den zu verzierenden Gegenstand, z. B. auf Bücher-Einbände, Albums, Cigarren-Etuis, Brieftaschen, Cigarrenkästchen u. s. w. Auch Briefbogen können mit Wappen, Kronen, Symbolen und Namens­zügen in ähnlicher Weise mit Kork verziert werden. Sind die Fi­guren ausgeschnitten und aufgeklebt, so markirt man die Adern in