Kork-Applikationen. Verwendung der Birkenrinde. 865

den Blattern und Blumen, die Staubfäden in letzteren, so wie alle die inneren Conturen, welche die einzelnen Theile der Figuren aus­zeichnen, mit Tinte oder schwarzer Tusche auf die Applikation, und kann man durch die Zeichnung in leichten feinen Strichen überhaupt dem Ganzen noch viel Ausdruck verschaffen. Hiemit wäre die Ar­beit bis auf das Lackiren fertig. Hiezu nimmt man feinen Holz- firniß, der aber keine Blasen treiben darf, und streicht diesen mit einen recht weichen Pinsel gleichmäßig und nicht zu dick auf- und wie­derholt dies, nachdem der Lack trocken ist, so oft, bis die Fläche glatt und glänzend erscheint. Zuletzt wäscht man die lackirte Fläche, wenn sie ganz trocken ist, mit kaltem Wasser, wodurch der Lack noch mehr Glanz und Festigkeit erhält. Es eignen sich zu dieser Arbeit vor­zugsweise Gegenstände aus ganz weiß gebeiztem Ahornholz, welche, so weit sie mit der Kork-Applikation zu verzieren, ohne Politur sein müssen, da sie, wie schon erwähnt, nachher mit der Applikation zu­gleich lackirt werden.

Etwas ganz dem Aehnliches ist auch die Landschaftsschnitzerei (Phelloplastik), deren Produkte man häufig auf den Stationen Thürin­gischer Eisenbahnen zum Verkaufe aufgestellt sieht. -

416. Verwendung der Birkenrinde. DieWochenschrift des niederösterr. Gew.-Vereins" enthält hierüber eine äußerst interes­sante Mittheilung, welche u. A. auch für fleißige und erwerbseifrige Frauenhände die Anregung zu einem ganz besonders neuen und ergie­bigen den Kork-Applikationen ähnlichen Industriezweig bieten könnte. Obwohl ich bereits vor 20 Jahren (sagt der Referent) ihren der Birkenrinde Werth kannte und kleine Arbeiten davon gesehen habe, so ist mir ihre wichtige Bedeutung doch in letzter Zeit ganz aus dem Gedächtnisse gekommen, bis ich vor wenigen Tagen in einer Auslage dem äußeren Anscheine nach recht nett gearbeitete Tabaks­dosen aus Birkenholz mit gepreßter Rinde sah, die der Seltenheit wegen mindestens mit 50 pCt. Gewinn zum Verkaufe geboten wer­den; denn die Arbeit ist durchaus nicht elegant, sogar ziemlich un­sauber. Das einzig Anlockende bieten die gepreßten Bilder auf dem Deckel, welche dem Fabrikate einen Schein von Eleganz geben, die man aber bei genauerer Prüfung durchaus nicht findet. Man sieht nur zu deutlich, daß sie aus Pfuscherhand hervorgegangen, welcher nicht einmal die nöthigen Werkzeuge zu Gebote standen. Um so mehr aber glaube ich, daß die Zeit gekommen ist, die für solche Artikel eingerichteten Fabrikanten auf die vortrefflichen Eigenschaften der Birkenrinde aufmerksam zu machen. Es ist erst kurze Zeit, daß die elegant fabricirten Cigarren- und Geldtaschen, Schmuckkästchen rc. Don Korkholz unsere Aufmerksamkeit erregten, und dennoch hat das Korkholz, ausgenommen seine Leichtigkeit, wenig hervorragende Eigen­schaften für Galanteriewaaren, und hält keinen Vergleich aus mit der Birkenrinde. Die schöne Farbe der letzteren, je nach der Jah-

55