Glasfabrikation.

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Ende des 18. Jahrhunderts über 70 Glashütten zählte, die gegen 5000 Personen beschäftigten und bei 2 Mill. fl. Werth an den ver­schiedensten Glasartikcln producirten.

Deutschland birgt in seinem Schooße alle zur Glasbereitung erforderlichen Stoffe in so reicher Menge und in so ausgezeichneter Beschaffenheit, daß es keineswegs in der Glasfabrikation hinter an­deren Nationen zurücksteht; aber seine Glasindustrie hat sich bis lange weit nicht zu jener nun bei der vollständigen Arbeitstheilung erreich­baren Entwicklungsstufe erhoben, wie in Frankreich, Belgien und Böhmen. In Oesterreich begann der Aufschwung der Glasindustrie in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und wurde wesentlich durch dasGlasmacherpatent" der Kaiserin Maria Theresia geför­dert, welches den einwandernden Glasarbeitern besondere Begünsti­gungen zugestand und den einheimischen den Dispens von der Militair- dienstpflichtbarkeit verlieh. Die ausgedehnten Forste des Böhmerwal- des und Riesengebirges mit ihren Vorräthen von reinem Quarze wurden die Hauptsitze der neugegründeten Glashütten, und allmählig verbreitete sich von hier aus die Glaserzeugung in südlicher und öst­licher Richtung nach den Wäldern der Alpen und Karpathen, so, daß gegenwärtig alle Theile des Kaiserstaates mehr oder weniger Antheil an diesem Zweige industrieller Thätigkeit nehmen, und daß jetzt alle Zweige der Glaserzeugung und Veredlung in Oesterreich vertreten sind. Im Jahre 1865 zählte es 2l 1 Glashütten (Schmelzwerke) mit 267 Oefen und 2205 Hafen (Schmelzgefäße) im Betrieb; die­selben erzeugten im Jahr 1865 Nohglas vcrschieder Art im Werthe 20,605,245 Frcs. und beschäftigten 9535 Arbeiter. Die Veredlung des Rohglases durch Malen, Schleifen u. dgl. besorgen theils die mit den Glashütten verbundenen Raffinirwerke (Schleifwerke Spiegclbe- leganstalten), theils die unabhängig von den Hütten und selbst die von diesen weit entlegenen Glas-Raffineure im Wege der Haus­industrie. Dieselbe findet sich in kompakter Gruppe in der Um­gebung von Haida (in Böhmen), für Raffinirung von Glaspasta und Stangenglas (Glasquincaillerien und Glasperlen) in der Um­gebung von Gablonz vereinigt. Mit der Glasraffinirung waren i. I. 1865 an 52,500 Personen beschäftigt, deren Arbeit einen Werth von 25 Mill. Frcs. repräsentirt, wovon auf Böhmen allein nahezu die Hälfte der beschäftigten Personen und der geschaffenen Werthe kommt. Im preußischen Staate hat besonders die Erzeugung von HohlglaSwaaren, welche große Mengen an das Ausland abgiebt, staunenswerthe Fortschritte gemacht. Der Betrieb der Glashütten, deren es im Ganzen (Ende 1861) 147 giebt, findet in allen Pro­vinzen, am stärksten aber in Schlesien und dem Rheinlande statt. Auch von den 92 Glasschleifereien und Polirwerken haben die meisten in der Provinz Schlesien ihren Sitz. Für die Spiegelfabrikation be­steht nur ein einziges, aber größeres, Etablissement zu Stolberg bei Aachen. Im übrigen Deuschland ist die Glasindustrie mehr oder