Glasfabrikation. Das Glasblasen. 1873

Glas und von daraus erzeugten Arbeiten sind äußerst mannigfaltig. Das Hohl- und Tafelglas wird durch Blasen, die geschliffenen und Spiegelgläser werden aber durch Gießen geformt. Das Hand­werkszeug der Glasmacher ist sehr einfach, und besteht: 1) in einem eisernen Blasrohr, eine ganz gewöhnliche hohle Röhre, womit das halbflüssige Glas aus den Hafen genommen und zu irgend einer Form geblasen wird. 2) in dem Halter, um das Glas, wenn es ge­blasen ist, an den Boden zu halten, so daß das eiserne Blasrohr losgemacht werden kann. Das Glas wird wieder erhitzt, dann mit Scheeren beschnitten und in die erforderliche Form gebracht. 3) In dem Prozellus, ein Instrument, mit welchem man das Glas, wäh­rend es von einem Arbeiter auf dem Stuhle gedreht wird, beschnei­det. All' dieses nebst ein Paar Scheeren und Zangen ist das erfor­derliche Werkzeug des Glasarbeiters.

Alle die Materialien zur Verfertigung guten Glases sind in den Ver. Staaten vorhanden und ein großer Theil der Glaswaaren wer­den aus denselben gefertigt. Die größten Glashütten befinden sich im Staate Massachusetts und in Pittsburg, (Pa.) Daselbst sind gegen 40 Glashütten im Gange, von denen manche 200 Personen beschäftigen, deren jährliche Löhne zusammen 1 Million Dollars be­tragen. Allein für K 1,378,500 Werth an Materialverbrauch trifft aus diese Glasfahrikation; es ist Kapital von über einer Mill. Doll. darin angelegt, und alle diese Fabriken produciren jährlich für drei Millionen Dollars Werth an Waaren (für H 1,300,000 Flintglas, für K 1,270,000 Fensterglas, für K 390,000 Phiolen, Flaschen und Apothekergläser und für K 40,000 Demijohns und farbige Waare). Außerdem sind noch Etablissement in der Nähe, welche gefärbtes und Spiegelglas fahrizircn. Das beste Spiegel- und Fensterglas wird jedoch in Amerika importirt.

Glasmachen selbst scheint in keiner Beziehung eine passende Be­schäftigung für Frauenspersonen zu sein, einmal wegen der großen Hitze, die Hiebei herrscht, dann aber auch wegen der steten und un­mittelbaren Vermischung mit männlichen Arbeitern, welche Hiebei un­entbehrlich sind. Doch ist beides nicht bei allen Verrichtungen der Fall, und es finden bei der Verarbeitung des Glases Frauensperso­nen Mittel- oder unmittelbare Beschäftigung, besonders in der Ma­nufaktur des Fensterglases, das emaillirt, embossirt, geätzt, gemalt, weiß oder farbig verarbeitet wird.

421. Das Glasblasen. Wie schon erwähnt, wird das Tafelglas und das Hohlglas geblasen. Das Verfahren des Glas- blasens kann am besten durch Hinweisung auf das Kinderspiel des Seifenblasenmachens erklärt werden. Statt des Strohhalmes oder Thvnpfeifenstieles, den die Kinder brauchen, wird hier aber ein eiser­nes Rohr (die Glasmacherpfeife) angewendet, und statt des Seifen- waffers geschmolzenes Glas. Dasselbe läßt sich wegen seiner Zäh-