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Das Glasblasen. Glasschneiden.

flüssigkeit zu haltbaren, nöthigenfalls sehr großen Blasen oder Hohl­körper auftreiben, deren Kugelgestalt durch Neigen, Schwenken, Rollen, Streichen und Drücken vor oder nach vollendetem Aufblasen, sowie durch ungleich starke Erhitzung verschiedener Stellen im Laufe der Arbeit auf das mannigfaltigste modificirt, d. h. in beliebige andere Gestalten übergeführt- werden kann. Man bläst mit dem Munde sowohl, als mittels eines Blasebalges, und die verschiedenen, Hiebei vorkommenden Nebenarbeiten sind: Abschneiden einer Glasröhre mit­tels Feile oder Messer u. s. w.; Abrunden oder Verschmelzen der Ränder; Auftreiben oder Erweitern einer Röhre; Ausbiegen oder Schweifen der Ränder; Ausziehen (Abschmelzen) einer Röhre; Zu- schmelzen, Verschließen oder Verstopfen einer Röhre; Durchboh­ren (Eröffnen) einer Röhre; Anschmelzen eines Stieles oder einer Handhabe und Bildung eines Ringes; Verfertigung eines Wul­stes; Ansetzen, Anschmelzen, Zusammenschmelzen oder Zusammenschwei­ßen, Biegen der Röhren; Blasen einer Kugel in Formen; massive (nicht hohle) Waaren machen.

In Amerika versehen nur Männer die eben gedachten Verrich­tungen. Ein deutscher Arbeiter sagte der Vers., daß aber in Deutsch­land auch Frauenspersonen dergleichen versehen, und dafür pr. Woche so viel verdienen, als 50 Cts. amcrik. Geld betrage, die Männer so viel wie K 2. Die Vers. meint, beim Blasen, Gießen und Formen von Glas könnten Frauenspersonen, die gesunde Lungen hätten und die Hitze aushalten könnten, auch beschäftigt werden. Glas gießen er­fordert aber bedeutend mehr physische Kraft, als Frauenspers. gewöhn­lich gegeben ist. In der Glasfabrikation Frankreichs sind nicht viel Frauenspersonen, dagegen aber fast eben so viel Knaben, wie Männer beschäftigt.

422. Glasschneiden. Das Glas wird mit einem Diamant geschnitten, den man den Glaserdiamant heißt, und der aus Diamant- splittern oder aus rohem, ungeschliffenen Diamant gemacht, und in einem kleinen stählernen kegelförmigen Rohre oder in einer kleinen Zwinge so eingeschlossen ist, daß er mit seiner Kante etwas hervorragt, und dann mit Zinn- oder Messingschlagloth befestigt oder eingelöthet wird. Am anderen Ende dieses Rohres oder dieser Zwinge besindet sich eine breite, schaufelförmige, geradekantige Fassung, der Bleiknecht genannt, über welchem das durch den Diamant geritzte Glas abgebrochen wird. Der Glaserdiamant wird bei dem Schneiden längs eines Lineals, bei Krümmungen mit freier Hand oder längs einer ausgeschnittenen Lehre, oder bei dem Ausschweifen mittels einer Zirkelspitze geführt. Zum Gebrauche desselben ist handwerksmäßig eingelernte Uebung erforder­lich. Die kleinste Abweichung von der schneidenden Richtung macht den Diamant wirkungslos.

Das Glasschneiden kann von Frauenspersonen versehen werden. Bisher geschah dies in Amerika aber gar nicht oder nur selten so.