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Glasspinnen. Glasperlen.

treffenden Glanzes, und ungeachtet ihrer Wohlfeilheit haben sie in der Weberei (wo man sie als Schuß anzuwenden versucht hat) wenig Eingang gefunden, besonders da Glasgewebe keinen scharfen Bug aushalten, ohne daß die Glasfäden beschädigt werden. Sonst hat man Glasfäden zu Quasten, reiherartigen Büschen, geflochtenen Leib- gürteln, Uhrbändern, und anderen unbedeutenden Gegenständen zuwei­len angewendet. Früher machte man aus solchen Fäden auch sogar Perücken, da sie sich wie die Haare durch ein heißes Eisen kräuseln lassen. Ja, in Frankreich fertigte man 1843 aus gesponnenem Glas auch gewebte Glastapeten, hie in Ansehung des Glanzes, der Ge­schmeidigkeit und Eleganz es mit den schönsten gewirkten Gold- und Silberstoffen aufnehmen konnten, und zehnmal billiger waren. In Paris, Mailand, Venedig und Barmen hatte man sogar Fabri­ken errichtet, in welchen aus solchen Glasfäden Kleidungsstücke, Kir- chenornamente u. s. w. entstanden, deren Glanz unveränderlich ist und den der Seidenstoffe weit übertrifft. Das Spinnen ist nichts wei­ter, als ein sehr schnelles fortgesetztes Ausziehen des erweichten Gla­ses, wodurch es die Gestalt eines dünnen, sehr biegsamen und elasti­schen Fadens annimmt. Beim eigentlichen Glasspinnen, wenn man sehr lange Fäden braucht, wird das zu einer Spitze ausgezogene weiche Ende einer dünnen Glasröhre oder eines Glasstabes an einer Stecknadel befestigt, die selbst wieder mittelst eines Zwirnfadens an dem Umkreise eines auf dem Blastische stehenden leicht beweglichen Haspels hängt. Man hält mit der linken Hand die Glasröhre so in die Flamme, daß der ablaufende Faden sich etwas außerhalb der­selben befindet, um nicht abzuschmelzen; zugleich dreht man mit der Rechten den Haspel anfangs langsam, später aber so schnell als mög­lich um, wodurch der Faden sich bildet und aufgewickelt wird.

Die Glasspinnerei wird oder ward nicht blos in England und Frankreich, sondern auch in Zwickau, und schon lange auf dem Thüringerwalde, z. B. in Gräfenthal, betrieben.

434. Glasperlen, Glaskorallen rc. Künstliche Perlen vermag man aus Glas von solcher Schönheit zu verfertigen, daß sie in Paris, Venedig und Wien selbst von Orientalen gegen echte aus­getauscht wurden. Den venetianischen Hütten auf Murano ver­dankt man die Kunst, Glasperlen zu machen, und wird dieselbe da­selbst noch heutigen Tages in ungeheurem Umfange betrieben. Eine dortige Fabrik producirt 600 Arten Perlen aus Glas.

Im Jahr 1853 betrug die Ausfuhr Venedigs an Glasperlen 4,550,000 Lire. Interessant ist die Liste der Länder, wohin diese Waare geht, weil dieselbe der Gegenstand eines Welthandels im eigentlichen Sinne des Wortes ist. Am meisten Perlen bezieht Eng­land (für 880,000 Lire), dann Calcutta (475,000), Frankreich (380,000), Egypten "(375,000), Deutschland (315,000), Nord­amerika (290,000), Tripolis (245,000), Rußland (190,000), Bom-