Glasperlen.

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bay (140,000), Marocco (130,000), .Singapore, Brasilien (jedes 115,000), Senegal (110,000), Ungarn und Polen (je 100,000), Spanien (95,000) u. s. w.

Der Hauptsitz aber aller Arten von Glasperlen und Glasflüssen ist Gablonz in Böhmen, wo alljährlich für mehr als 1 Mill. Gul­den Conv.-Münze hievon fabricirt wird. Die kleinen Stickperlen werden aus farblosen und verschieden gefärbten dünnen Glasröhrchen gefertigt, welche man (wie bei dem Schneiden von Häckerling) in kleine Stückchen, so lang wie dick, zerschneidet. Die scharfen Kanten erweichen bei dem nachfolgenden Glühen zwischen Kohlen- und Thon­staub und runden sich von selbst ab. Nach dem Glühen werden sie gesiebt, sortirt und auf Fäden gefaßt. Größere, aber auch theu­rere Perlen werden, jedes Stück einzeln, an der Glasbläserlampe verfertigt.

In Amerika werden Glasperlen nur in einer mäßigen Quanti­tät verfertigt. Die meisten kommen von Deutschland und Frankreich. Der Import von Glasperlen und der Verkauf derselben hat seit Jah­ren ein gutes Geschäft in New Zsork gebildet. In der Verarbei­tung der importirten Perlen sind nun viele Frauen und Schulkinder beschäftigt, weil dieselben die Arbeit am wohlfeilsten liefern, indem sie selbe in ihrer müßigen Zeit vornehmen. So werden Körbchen, Haarputz, Braceletts, Halsbänder u. s. w. gefertigt. Die Fabrikan­ten geben den Arbeitern nach Gutbesinden so viel Material mit, als sie denselben zutrauen, gegen wöchentliche Ablieferung der gefertigten Arbeit und lassen sich deren Adresse geben. Solche Arbeiterinnen verdienen wöchentlich, gleichsam nebenbei, K 2. 50 bis S 3. Die Verf. spricht auch von solchen, welche die Halsbänder von Perlen anreihen, und von solchen, welche für Verfertigung von Korallen- braceletts und Armringen gegen S 1 pr. Tag verdienen. Am mei­sten ist im Winter hierin zu thun; Halsbänder auf Karten anzurei­hen aber geht speciell im Frühjahr und im Winter am besten.

Hieher gehört auch die Verfertigung von G la sk or a lleu, die sehr einfach ist. Denn man spießt mit einem spitzigen Eisendraht lediglich den flüssigen Glastropfen an und giebt der Perle zugleich das Loch. Dann dreht man sie nur, damit sie rund werde und läßt sie in den Kühltopf fallen.

In Deutschland und Italien sind zahlreiche Fabriken, welche verschiedene Arten Perlen fabriciren. Deutschland exportirt jährlich von Heidelberg, Nürnberg, Sonnenberg, Meistersdorf in Böhmen und Mainz mehr als für 1 Mill. Dollars im Werth. Nürnberg fabricirt außer Glasperlen ansehnliche Quantitäten Amber-Perlen. In Gablonz (Böhmen) sind mehr als 6000 Personen in der Fa­brikation von Perlen aus Glas oder Composition beschäftigt. Von den Glashütten, welche sehr zahlreich in Böhmen sind, werden die Stangen verschiedener Arten den Glasfabriken zum Schneiden über­geben, was mittelst Wasserkraft oder mit der Hand geschieht.

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