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Wachsperlen. Spiegelfabrikation.

Andreas Herrmann zu Warmensteinach in Oberfranken fer­tigt sog. Pater len in allen Farben und großen Quantitäten, wobei 27 Arbeiter nebst Weibern und Kindern beschäftigt sind und die für das Hundert der größeren Sorte 3 kr., für kleinere 2^ kr. erhalten, und es manchmal auf 30,000 Stück wöchentlich bringen sollen.

435. Wachsperlen waren besonders früher auf vielfache Weise zu Damenschmuck verwendet worden und wurden manchmal so schön angefertigt, daß nur ein geübtes Kennerauge sie von echten unterschei­den konnte. Sie wurden 1656 von einem Venetianer, Namens Ja- quin, erfunden, welcher bemerkte, daß die Schuppen des sog. Weiß­fisches die Fähigkeit besitzen, dem Wasser eine perlenartige Färbung zu verleihen. Man fertigt sie jetzt dadurch, indem hohle Glaskügel- chen, jedes für sich allein geblasen und dann durch eine kleine Röhre inwendig mit der perlartigen Flüssigkeit sorgfältig getränkt und mit einem leichten Ueberzuge von Wachs versehen werden. Es bedarf der Schuppen von 4000 Fischen zur Herstellung eines Viertelmaaßes der nöthigen perlfarbigen Flüssigkeit, welcher noch eine Quantität Ammoniak und Hausenblase zugesetzt wird.

Da die Arbeit eine höchst subtile ist, so werden auch gerade nur Frauenhände am geeignetsten sein, dieselbe zu verrichten.

436. Die Spiegelfabrikation. Wie schon Seite 869 erwähnt, mußten sich die Schönen des Alterthums mit polirten Me­tallflächen anstatt der Spiegel behelfen, und solche von Glas wurden erst im 13. Jahrh, bekannt. Dieselben wurden bis in's 17. Jahrh, fast ausschließlich in Venedig Verfertigt; weshalb sie immer sehr kost­spielig blieben, und so lange auch nicht zum Schmucke der Zimmer Verwendung finden konnten. Von Venedig kam die erste Spiegel­fabrik im Jahre 1665 nach Frankreich, wo sie zu Tourlaville bei Cherbourg errichtet wurde. Die erste Spiegelfabrik in Deutschland wurde bei Neustadt an der Dosse errichtet. Eine besondere Ausdeh­nung bekam die Spiegelfabrikation, als sie auch zu Nürnberg auf­kam, was im Anfange des 18. Jahrhunderts geschah, und zwar durch vertriebene katholische Engländer, die es bald dahin brachten, daß man in dieser Stadt die Spiegel nicht mehr von Venedig zu beziehen brauchte. Auf ihren Betrieb wurden auch an der Pegnitz die ersten Folien- und Glaspolirwerke angelegt, und nun erhielt hier die Spiegelfabrikation im Laufe des 18. Jahrhunderts einen solchen Aufschwung, daß gegen Ende desselben sich daselbst 10 Glasfabriken befanden, welche Spiegel von allen Sorten in alle Theile der Welt versandten. In Frankreich aber wurde bald nach Errichtung der ersten Spiegelfabrik von Abraham Therart im Jahr 1685 die Erfindung gemacht, die Spiegel zu gießen, und wenn man bis dahin nur Spiegel von 3 Fuß Länge verfertigen konnte, so vermag man es jetzt zu 10 Fuß Länge und dazu noch ohne alle Blasen, Streifen