892 Thon- oder Tvpferwaaren. Fayence-Waaren.

In der alten Welt sind Mädchen im Allgemeinen mehr in der Töpferei beschäftigt, als in Amerika. Aber in Amerika befindet sich dies Geschäft so zu sagen noch im Stande der Kindheit. Trotz allem finden die Fabrikanten irdenen Geschirres bereits schon aus, daß sie besser daran thun, Mädchen statt der Jungens zu engagiren, weil die letzteren zu wild und nicht leicht in Ordnung zu erhalten sind. Und ein Fabrikant irdenen Geschirres schreibt der Vers., daß er den Vor­theil der Frauenarbeit in seinem Geschäfte so zu schätzen wisse, daß er es zu erleben hoffe, 20 Frauen und 4 Männer beschäftigen zu können, anstatt des umgekehrten Verhältnisses, das jetzt bestehe. Nur sind die Reifröcke noch sehr im Wege. Mädchen, die beschäftigt sind, den Thon zu kneten und zu schneiden, um die Steinchen heraus­zulesen, und denselben dann dem Töpfer zur Verarbeitung zu reichen, sowie die fertige Waare abzunehmen und auf Bretter zum Brennen zu setzen, verdienen 50 Cts. Per Tag. Frauen, welche dann die Waare vollends fertig bringen und Herrichten, d. h. die unvollkom­menen Stücke herausschießen, den etwa überflüssig anhängen gebliebe­nen Thon entfernen u. s. w., verdienen S 3 per Woche. Die­jenigen, welche Handhaben aus Lehm mit einer Handpresse schneiden, und per Stück bezahlt werden, können ungefähr K 4 per Woche ver­dienen. Blumentöpfe zu drehen wird stückweise bezahlt und wird von Männern verrichtet, welche Hiebei bei K 1. 50 per Tag Lohn erhalten. Die Bezahlung männlicher Arbeiter ist überhaupt eine größere, weil sie auch die schweren Arbeiten verrichten müssen; Frauensper- personen werden überhaupt in diesem Geschäfte nur zu solchen Arbei­ten verwendet, die auch Knaben versehen könnten, wenn hiefür keine weiblichen Arbeiterinnen zu erhalten wären, und ihr Verdienst beläust sich auf K 3, §3. 50 bis K 4 per Woche bei lOstündiger Tages­arbeit.

Knaben erhalten in der Lehre das erste Jahr S 2. 50 per Woche, und von da wächst ihr Lohn im Verhältniß zu ihrer Fähig­keit und ihrem Fleiß. Die Beschäftigung ist gesund. An der Scheibe, die mit dem rechten Fuß getreten werden muß, ist die Ver­richtung ziemlich ermüdend. Beim Handhaben der Pressen dürfen die Arbeiterinnen zwar sitzen, müssen aber kräftige Hände haben. Es giebt das ganze Jahr, im Frühjahr und Herbst aber am meisten zu thun.

445. Fayence-Waaren giebt es zwei Sorten, nemlich die ge­meine und emaillirte, auch Majolika genannt, und feine Fayence, die man mit Unrecht englisches Steingut nennt. Der Name der Masse ist von der Stadt Faönza in Italien abgeleitet, und der Name Ma­jolika ist der verdorbene Name der balkarischen Insel Mayorka. Im Allgemeinen begreift man unter der Benennung Fayence eine Reihe Töpferwaareu ganz besonderer Art und von der größten Mannigfal­tigkeit unter sich selbst, die aber gleichförmiger und feiner, als ge-